Steak vom 800-Grad-Grill und Wein aus dem Enomaten

Kochsternstunden 2016: Restaurant Seehaus Cospuden

Seehaus Cospuden

Wenn man sich die Webseite der Kochsternstunden mobil aufruft, arrangiert die App die teilnehmenden Restaurants so, dass die nächsten obenan stehen und die am weitesten entfernten ganz unten. Von uns aus (im Dresdner Süden) der längste Weg ist der nach Cospuden. Das ist zwar deutlich näher dran an Leipzig als an Dresden – aber irgendwie steckt im Seehaus Cospuden ’ne Menge Dresden drin: Mario Pattis hatte mit seiner Food & Beverage Consulting Wissen transferiert, Jens Pietzonka von der Dresdner Weinzentrale spricht ein Wörtchen bei den Weinen mit. Und nun fahren wir zu den Dresdner Kochsternstunden nach Cospuden, um uns das Haus am See einmal anzusehen.

Rein fahrzeitmäßig liegen wir mit 1:15 gar nicht so schlecht – mit dem Auto. Das schaffen wir (mit den Öffentlichen) von Dresden Süd nach Dresden Nord auch. In Kilometern ist das allerdings ein wenig weiter, so um die 120. Geschenkt. Das Restaurant, am 28. August vergangenen Jahres nach langer und aufwändiger Umbauzeit erst wieder eröffnet, hat zuallererst eins: eine geniale Lage am Cospudener See. Der war einer der ersten im Leipziger Neuseenland, wo aus Restlöchern des Braunkohletagebaus Naherholung entsteht. Aber von der Lage haben wir nicht viel: Abendtermine im Februar eignen sich nicht für größere Rundumblicke. Man ahnt die Schönheit nur.

Drinnen ist es hell. Viel weiß, es gibt Akzente in anthrazit und rot. Und es gibt strahlend-freundlichen Service – insgesamt also eine passende Mischung. Das Seehaus Cospuden ist ein Steakhaus mit Anspruch. Es gibt Dry-Aged Beef, die auf einem „aus den USA importieren“ (Restauranttext) 800° Grill zubereitet werden. Anspruchsvoll sind auch die Preise – 280 g Rumpsteak Hereford Prime 32 €, Tatar (vom Rind oder vom Tuna) 12 € für 80 g, Weine ab 6 € für 0,1 l. Aber schön rund sie sie, die Preise in der Karte: nakschte Zahlen, also zum Beispiel Gantenbein Pinot Noir 2012 (0,75 l)…159. Viele der Weine gibt es nicht nur flaschenweise, sondern auch glasweise aus dem Automaten – der, weil Dank einer speziellen Vorrichtung die Weine auch nach dem Öffnen bis zu drei Wochen frisch bleiben, zum Enomaten aufgestiegen ist. Im Enomaten lauter alte Bekannte, na klar: Jens Pietzonka berät den Laden, wie schön.

Das Kochsternstunden-Menü gibt es dann doch schon eher attraktiv kalkuliert in drei Gängen (39 €, inkl. Weinbegleitung 3 x 0,1l 58 €) oder – unsere Variante – als 4-Gänge-Menü (45 € / 68 €). Die Weine durften wir uns aus dem Enomaten selber aussuchen (oder empfehlen lassen) – wie gesagt: tolle Weine. Bei vier Gängen sind das dann vier von 16, das passt schon. Mit Burgunder von Dr. Wehrheim, dem Weißen Hey (von Matthias Hey), dem BlackPrint von Markus Schneider ist man ja schon ganz gut dabei, und für uns gab’s (weil irgendwas ursprünglich Vorgesehenes fehlte) zum erfrischenden Dessert eine J.J.Prüm-Auslese – das war ja glatt das Himmelreich, und zwar konkret das Graacher.

Das Menü ließ sich mit Tatar vom Thunfisch und vom Simmenthaler Rind gut an – auch wenn wir mit Tuna genug Fischanteil auf dem Teller gehabt hätten und uns das Rindstatar sardellenfrei ganz gut hätten vorstellen können. Tadellos die Zitronengrassuppe, zu der eine Garnele gehört und – scheinbar am Rande liegend, aber sehr nett – ein Rosmarinzweig. Das Brot, das schon vorab  zum Naschen gereicht wurde, passte übrigens auch hervorragend und soll auf diesem Weg seine wohl verdiente Erwähnung finden.

Zum Hauptgang gab es dann eine Rundum-Probe der Hausspezialität: Dreierlei vom Wagyu Kobe Style Beef. Fleisch vom Kobe-Rind kommt ja nur aus Japan, ist es nicht von da, ist es Kobe Style. Soweit, so gut. Der (sehr informativen) Karte entnehmen wir: „Wagyu-Fleisch kommt ausschließlich von der Morgan Ranch aus dem US-Bundesstaat Nebraska. Die Ranch befindet sich in dritter Generation im Familienbesitz, die schwarzen Wagyu-Rinder (die ursprünglich aus der japanischen Region Kobe stammen) züchtet Dan Morgan bereits seit 25 Jahren.“ Warum man dann dieses tolle Fleisch zum Klops macht, wird sich mir nie erschließen – allemal nicht, wenn der recht durchgebraten ist. Auch beim geschmorten Fleisch entfaltet sich für mich nicht der einzigartige Geschmack, den die Rinder von Haus aus mitbringen und der durch die Art der Reife verstärkt wird. Für mich ganz eindeutig: nur vom superheißen Grill ist das ein Burner – alles andere geht ja auch zu Hause. Mäkeln wollten wir dennoch nicht: Man muss ja mal für sich entscheiden, was wie schmeckt, oder wie man so sagt: Gut, dass wir verglichen haben. Und der Blackprint war zum Geschmorten durchaus noch ein My toller als sowieso und überhaupt…

Seehaus Cospuden
Ostuferweg 1
04416 Markkleeberg

Tel. 0341.35882603
www.seehaus-cospuden.de

Geöffnet:
Mi – Sa 17–23 Uhr
So 12–22 Uhr

[Besucht am 25. Februar 2016 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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