Als Krönung zum Abschluss runde Verführer…

Kochsternstunden 2017: Restaurant Böttgerstube

Burgkeller Meissen

Tja, sowas kommt vor: wir wurden enttarnt. Waren also nicht anonym, sondern korrekt taxiert und vielleicht auch deswegen besonders freundlich behandelt. Wie wir das rausbekommen haben? Weil uns die Bedienung gleich zu Anfang mit korrektem Namen ansprach (und nicht den falsch gewählten auf dem Reservierungsschild nahm), schöpften wir Verdacht, und am Ende des Besuchs outete sich dann Sandro Sauer seinerseits – wir hätten ihn vor Jahren schon mal erwähnt. Nun gut, dann ist er also immer so nett, denn damals waren und blieben wir unerkannt! Nun geleitet uns der Herr Sauer also vorbildlich nett und wissend durch den Abend im Restaurant Böttgerstube oben auf dem Burgberg in Meißen, den wir wie es sich gehört zu Fuß erklommen haben – erstens, weil es auf dem Weg dahin (je nachdem, wo man startet) mindestens ein, zwei Weinbars gibt und zweitens weil man so gleich etwas von der Schönheit der Stadt mitbekommt, auf die zu schauen man dann von hoch oben das Vergnügen hat.

Nirgendwo ist die Dachlandschaft so schön wie hier, und wenn es dann zur Begrüßung einen in der Flasche gereiften Dresdner Engel gibt, dann weißte Bescheid: kann nett werden! Wir hatten die süffige rosé Variante des neun Monate in der Flasche gereiften Sekts, der aus Dornfelder und Spätburgundertrauben gemacht ist. Zum Essen und weiteren Trinken mussten wir nicht lange in die Karte schauen, denn wir waren noch während der Kochsternstunden dort und wählten das komplette Programm: vier Gänge (49,50 € / inkl. Weinbegleitung 72,50 €; als 3-Gänge-Menü 39,50 € / 58,50 €). 

Vorab gab’s Brot und einen Gruß aus der Küche, was die Zeit des Wartens auf das eigentliche Menü ja immer angenehm abkürzt. Und dann ging’s schon los mit Lachstatar mit Kremsersenf-Schaum an Süßkartoffelrösti, serviert (wie alle folgenden Gänge auch) auf Meissener Porzellan. Lage verpflichtet, könnte man sagen – denn hier in der direkten Nachbarschaft auf der Albrechtsburg wurde ja das Porzellan erfunden. Wer Lust und Zeit hat, kann sich vor oder nach dem Essen in der Burg im Ausstellungsteil über Europas erste Porzellanmanufaktur schlauer machen lassen. Zum fruchtig-würzigen Tatar gab es einen Wein von Gegenüber: ein 2016 Müller-Thurgau Carl Pfeiffer vom Weingut Ricco Hänsch, Meißen. Ein sehr feiner Müller, den Ricco Hänsch aus den ältesten Müller-Thurgau-Reben im sächsischen Weinanbaugebiet gemacht hat (die Reben wurden 1960 gepflanzt und gehen auf die Einführung der Sorte in Sachsen im Jahr 1922 durch den Weinbaurat Carl Pfeiffer zurück).

Den Müller hätte man gut weiter trinken können, aber mit einem 2015 Riesling feinherb vom Weingut von Othegraven aus Kanzem (Saar) gab es einen sehr würdigen Nachfolger zur Suppe Variation von Steckrüben- und Möhrencremesuppe mit gerösteten Pistazien und Cranberries, die mich allerdings nicht so überzeugt hat, weil dem farblich netten Mix irgendwie der Pfiff fehlte. Aber als Steckrübenfan bin ich ja auch verwöhnt… Der Hauptgang Fächer vom Roastbeef mit Salbeijus an gebratenem Spitzkohl mit Granatapfel und Kräuter-Macaire-Kartoffeln war ein veritables Sonntagsessen, wobei der Fächer lediglich durch Schnitte ins fertig gebratene Steak entstand – eine Spielerei, die das Fleisch eher auskühlen lässt und sonst nichts bringt. Freilich hielt uns das vom Essen nicht ab, zumal uns ein 2012 Barolo DOCG vom Weingut Giacosa Fratelli aus dem Piemont dann doch auch ein wenig vom Nörgeln ablenkte…

Desserts gab es dann gleich zwei – das offizielle (Birnen-Kiwi-Estragon-Sorbet mit Kirsch-Schokoladensoße an Buttermilchpraline) und, mit der Rechnung, hausgemachte Pralinen. Wobei hausgemacht nicht ganz wörtlich zu nehmen ist, denn die Pralinen stammen von der Sächsisch Thüringischen Schokoladen-Manufaktur, die ebenfalls der Hotelbetreiber-Familie Barth gehört. Erstaunlich, wieviel da von diesen runden Verführern noch reingeht nach so einem Essen! Zusammen mit dem edelsüßen Lafleur Mallet Sauternes AC Cheval Quancard ließen wir es uns recht gut gehen…

Restaurant Böttgerstube/Hotel Burgkeller
Domplatz 11
01662 Meißen

Tel. 03521.41400
www.hotel-burgkeller-meissen.de

Öffnungszeiten: täglich 11 – 22 Uhr

[Besucht am 31. März 2017 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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