Dresdens kleinstes Schloss liegt direkt an der Elbe und ist eigentlich gar kein Schloss, sondern ein Club. Kobalt heißt der und wird betrieben von Clemens Lutz. Genau: das ist der, der den Menüwettbewerb Kochsternstunden erfunden und groß gemacht hat. Nun nimmt er erstmals am Wettbewerb teil – weil er in den vergangenen Jahren die Seiten gewechselt hat: 2019 machte er das Kobalt auf, verkürzt gesagt als Partylocation. Und weil er 2020 die Kochsternstunden an die DDV-Mediengruppe verkauft hat und seitdem in Sachen Kochsternstunden nicht mehr als Organisator, sondern nur noch als Berater auftritt, kann er auch am Wettbewerb teilnehmen.
Das tat er in diesem Jahr mit einem Paukenschlag (wer hätte anderes erwartet?): er holte für ein Pop-Up-Restaurant Sebastian Probst zurück nach Dresden. 2018 erkochten Probst und Matthias Schuh als Wein-und-Service-Partner den ersten Platz für ihr PopUp-Restaurant BrogunderBar. Und in den Jahren zuvor war Probst der Siegermacher für die Rosenschänke. Dafür gibt’s einen Grund: der Mann kann kochen und er ist kreativ. Und er kam aus seiner alten Heimat Schwaben gerne für dieses PopUp nach Dresden – weil er die Stadt liebt und hier noch viele Freunde und Bekannte hat und auch, weil er es zusammen mit Clemens Lutz mal so richtig krachen lassen wollte.
Das Vorhaben ist aufgegangen. Auster, Kaviar, Trüffel trafen auf Chapagner, Cocktails und tolle Weine. Dekadent? Ach, man gönnt sich ja sonst nichts in der Fastenzeit! Und irgendwie ist das ja auch das Schöne an einem PopUp: da kann man mal alle fünfe gerade sein lassen und anders rechnen als im täglichen Betrieb. Denn auch wenn der Preis (139 €) der höchste im Wettbewerb war: rechnen tut sich das nicht – wenn man in Geld denkt. Wenn man freilich in Spaß und guten Momenten rechnet, dann sind solche Abende natürlich: unbezahlbar.
Das Kobalt ist im Winter ein kuschelig kleiner Ort, denn die reichlichen Außenplätze, die den Club an der Elbe im Sommer so einzigartig machen, fallen ja weg, sobald es mehr als Snacks zu essen gibt. Also saßen die Gäste im oberen Stockwerk, und da ist Platz für etwa 20 Leute. Die Küche unten hinter der Bar ist allerdings so klein, dass der Anrichteplatz für mehr Teller eh eng werden würde. Aber das war nicht der Grund (denke ich mal…), dass die Gerichte auf kleinen Tellern gereicht wurden: das passte einfach besser! Denn viel macht meistens nur satt, aber konzentrierte Geschmackvielfalt ist das, was glücklich macht.
Mein Lieblingsgang? Nein, keineswegs die Auster (die war mir zu bearbeitet, da bin ich Purist). Auch nicht die Bratwurst vom Wagyu (zu gute Qualität in einer Wurst ist ungewohnt! Aber die Idee war toll und ohne die Wurscht hätte es ja kein Kleines Kreuz von Rings gegeben – und das geht ja gar nicht!). Also (Trommelwirbel!): Krustentierschaum mit Garnele. Auch, weil dazu aus der ganz großen Buddel Pinot & Co vom Dreißigacker floss. Wobei mit dem Ansatz, das Essen auch über die Weine zu definieren, man ja nur noch ins Schwärmen gerät und sich wünscht, sowas öfter haben zu wollen. Wie? Das soll’s geben? Weil der Clemens Lutz schon einen Koch hat (nein, es ist nicht Sebastian Probst – aber einer, mit dem er mal zusammen gearbeitet hat)? Und wann ist das? Etwa sofort? Nicht ganz: so etwa im Frühling, wenn nicht nur der Monat, sondern auch der Clemens alles neu macht…
PS: Die Weinerklärerin des Abends war die Uta (weiter weiß ich’s nicht) – und so lässig, locker, lehrreich wie sie sollten das eigentlich alle machen! Dann wären Gäste und Weinmacher glücklicher.
PS2: Die Fotos zu diesem Betrag könnten durchaus professioneller aussehen als sonst. Denn zufällig war am gleichen Abend der Micha Schmidt da, mit zwei fetten Kameras und mindestens drei verschiedenen Objektiven. Da ist dann doch mehr drin als mit den Smartphone-Scherben.
Das Menü und die Getränke
- Brot & Butter
inkl. Begrüßungscocktail | Kobalt Kreation - Auster – Granny Smith | Radieschen | Dill | Gurke
Champagner Taittinger Prelude Grand Cru - Blini – Kaviar | Creme Fraiche | Schnittlauch
- Tatar | Senf | Röstzwiebel | Kaper
Markgräflerland Jung & Wild | Weingut Martin Waßmer - Krustentierschaum | Garnele | Blumenkohl | Zitrus
Pino & Co.| Weingut Dreissigacker - Carbonara | Eigelb | Speck | Parmesan | Trüffel
Vermentino Bolgheri DOC | Weingut Tenuta Guado al Tasso – Antinori - Wagyu | Pommes | Ketchup | Mayo
Das kleine Kreuz | Weingut Rings - Grilled Cheese | Brillat Savarin | Birne | Walnuss
Riesling Kabinett | Weingut Schuh - Eis am Stiel | Champagner | Himbeere | weiße Schokolade
Espresso | Dresdner Espresso, Erlesenes Store - Kobalt Praline Royal | Gin | Orange | Rosmarine
Frozen Lemon Gin | Kobalt Kreation
Der Preis
Komplett-Menü 139,00 €
KOBALT DINING CLUB
Theaterplatz 3
01067 Dresden
Tel. +49 351 501930250
kobalt-club.de
Öffnungszeiten
Mittwoch ab 19 Uhr zur INDOOR Blue Hour – The Club
Freitag ab 18 Uhr
Samstag – Sonntag ab 15 Uhr
Kochsternstunden Menü
Freitag: 03.02.2023 | 10.02.2023 | 17.02.2023 | 24.02.2023 | 03.03.2023 | 10.03.2023
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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