Die Lage ist nicht so besonders, direkt an der Straße zum Hafen. Aber hinter der schlichten Fassade des Estrela do Mar verbirgt sich ein helles Restaurant mit freundlichem Personal und guter Küche – alles richtig gemacht, sagten wir uns beim Verlassen, dass wir uns getraut hatten hineinzugehen. Denn es war leer – nur ein Tisch besetzt, und das war der Inhaber mit Bekannten. Aber wie das so ist: nachdem wir drin waren, kamen dann auch andere, die zuerst etwas skeptisch auf die zwar eingedeckten, aber reichlich freien weißen Tische schauten.
Auch ein Blick auf die viersprachige Karte des Seestern, die draußen bei den beiden Außentischen an der Straße hängt, könnte die falsche Schublade öffnen. Sie ist bunt und hat Bildchen. Aber das sind ja Äußerlichkeiten! Denn der Wirt, der sich da am einzig besetzten Tisch erhob, erwies sich als ein sehr netter! Und so wählten wir aus der Karte einen Tintenfischsalat als Vorspeise (8 €) sowie einmal Fisch (gegrillten Wolfsbarsch, 15 €) und einmal Huhn Piri Piri (9 €). Aus der kleinen Weinkarte (Hauswein 2,50 € das Glas, teuerster Wein 16 €/Flasche) wählten wir einen uns unbekannten Vinho Verde: Casal Garcia (13,50 €). Warum der 90 Punkte bei James Suckling bekommen hat, erschloss sich uns nicht, aber die Leichtigkeit des Mittagsweins überwog doch alle anderen Komponenten.
Der Salada de Polvo hingegen traf voll unseren Geschmack. Mehr noch, er bekam im Gespräch über unsere schon probierten Octopussalate problemlos das Prädikat „bester je gegessener“ – was angesichts unserer Liebe zu dem bisherigen Lieblings-Pulposalat auf La Gomera im Bodegon del Mar schon was heißen will. Was ihn zum Sieger der Mägen machte? Zuerst einmal der wunderbar zarte Pulpo. Und dann sein Ambiente, das durch die puristische Art überzeugte: Paprika, Tomatenfleisch, Zwiebeln, Vinaigrette.
Der Robalo Grelhado lag, wie es landestypisch ist, aufgeklappt auf dem Teller. Da sollte man nicht meckern, weil es eben so Sitte ist – aber meistens leidet die Konsistenz des gegrillten Fisches darunter, will heißen: meist ist er uns zu durch. Hier bewegten wir uns so haarscharf am Rand des Zudurchseins, zumindest beim Servieren. Aber natürlich gart der Fisch nach, und dann – nun ja. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn im Prinzip hat’s ja geschmeckt. Salat und Gemüse plus Kartoffeln sind die Standardbeilage zum Fisch im Estrela do Mar, und auch das war mehr als eine Sättigungsbeilage.
Frango assado stand auf der Karte – das ist Brathähnchen. In der englischen Übersetzung las ich: chicken piri piri – und das sollte es sein, denn Piri-Piri-Hähnchen ist eine der Spezialitäten an der Algarve (und gerne erinnere ich mich an den persönlichen Erstkontakt im Hinterland, im Restaurante Flor da Praça in Loulé). Als das Hähnchen kam, stand mir anfänglich deswegen ein wenig die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: das war in der Tat ein eher ganz normales Hähnchen, keine Schärfe nirgendwo. Aber die nach unten verzogenen Mundwinkel richteten sich relativ schnell wieder hoch, den das Hähnchen schmeckte. Es war saftig, nicht faserig – und die Pommes zur Begleitung mussten sich auch nicht schämen. Nachdem ich erkannt hatte, dass ein Teller nicht halten muss, was die Karte gar nicht verspricht, konnte ich sogar dem wilden Cut des (halben) Hähnchens was abgewinnen: alles dabei, nur in halbwegs handliche Brocken geschnitten.
Wie so oft, wenn es bis hierhin gut war, entschlossen wir uns spontan noch für ein Dessert. Nicht ganz unschuldig an der Entscheidung war die Tatsache, dass auf der Menükarte in der Unterzeile zum Estrela do Mar noch Restaurante – Snack Bar – Pasteleria stand. Und dass ein Blick in den Ausstellungs-Glaskasten allenfalls dafür sorgte, sich nicht entscheiden zu können. Der freundliche Wirt konnte auch hier helfen (und wir hatten den Endruck dass er ein extra dickes Stück abschnitt, als wir ein Dessert zum Teilen bestellten). Was genau wir da hatten? Keine Ahnung, auf dem Bezahlzettel stand sobramesa, also Nachspeise. Was mit Mandeln, mit Karamel, mit viel Saftigkeit. Auf jeden Fall: leckerhaft!
Estrela do Mar
Avenida Comandante Matoso 126
8650-357 Sagres
Tel. +351 282 624 065
Geöffnet tgl. außer So 12-15 Uhr und 18:30–23:00 Uhr
[Besucht am 5. Januar 2024 | Unsere Restaurantbesuche an der Algarve].
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