Farbenfroh und mit Geschmack

Kochsternstunden 2024: Lazy Laurich (Pirna)

Lazy Laurich

Wichtige Nachricht an Micha: auf keinen Fall den Farbfilm vergessen! Der ist in Pirna nämlich noch wichtiger als auf Hiddensee. Vielleicht nicht überall in Pirna, aber auf jeden Fall beim Kochsternstunden-Menü im Restaurant Lazy Laurich im Designhotel Laurichhof. Die vier Gänge sind inspiriert von einer der 27 Suiten im Hotel, Thema der Suite wie jetzt des Menüs: Pop Art. Und da geht es bunt zu. Und zwar von Anfang an bis zu einem fulminanten Ende.

DesignWenn das Auge mit isst, wie der Volksmund so keck behauptet (und es aber noch nie jemand genau beobachten konnte), dann beginnt das Menü schon mit dem Betreten des Restaurants. Das ist auch ohne Pop Art als Motto sehenswert – na klar: es ist ein Designhotel mit passendem Restaurant, da stecken Architekten hinter, da spielt das Wort Geschmack nicht nur beim Essen eine Rolle. Zusätzliche Farbtupfer (im Vergleich zu unserem Kochsternstunden-Besuch 2020) stimmen aufs Menü ein, man merkt an Vasen, Bechern, Postkarten: es wird bunt.

Aber man soll sich ja nicht nur satt sehen, sondern auch satt essen! Das Team um Sören Oertel in der Küche und Stefanie Schäfer im Service ist eingespielt, es geht professionell und flott, aber keineswegs gehetzt zu. Die Getränkebegleitung ist sächsisch inspiriert und bringt Bekanntes und für viele Gelegenheitssweintrinkende in der Gästeschaft auch Ungewohntes zusammen. Aber: alles geht, nichts muss – die Begleitung ist nur ein Vorschlag, die Standardkarte kommt mit an den Tisch. Wenn sich allerdings Koch und Kellner vorab Gedanken machen, sollte man sich vielleicht einfach fallen lassen und sagen: macht mal!

LinsenUnd sie machten los. Mit einem schmackhaften Küchengruß, bei dem eine Kartoffelroulade auf Radieschensalat traf – und man ahnte: da gibt sich jemand auch im Detail Mühe. Der Eindruck blieb und vertiefte sich beim ersten richtigen Gang, den schwarze Linsen dominierten, auf denen eine japanische Sushi-Spezialität lag: Hamachi, eine Gelbschwanzmakrele. Der Fisch war gebeizt und geflämmt, kam also nicht in ganz roher Form auf den Tisch (was sicher manch eine*n beruhigte…). Um dem Motto Pop Art gerecht zu werden, reichte das schwarz-weiße Duo natürlich nicht aus, also mussten gelbe Aprikosenkügelchen, rote Preiselbeertupfer und grüne Edamame her – also Ampel einmal anders und völlig unkontrovers…

Der Wein zu diesem Gang kam vom anderen Ende der Sächsischen Weinstraße, deren Beginn direkt vorm Hotel mit einer Viertelmeilensäule markiert ist. Wobei, streng genommen, das Weingut Rothes Gut von Tim Strasser ja auf der anderen (linken) Elbseite gar nicht von der Weinstraße geküsst wird – was dem Sonnengott Helios egal ist: die nach ihm benannte Rebsorte gehört zu den Neuzüchtungen, die Geschmack ins Glas bringen, und beim Strasser gibt’s sie eigentlich schon immer, er weiß sie (mit längerer Maischestandzeit beispielsweise) zu behandeln wie die großen alten Sorten. Das Ergebnis ist viel Trinkfreude im Glas – was will man mehr zu so einer Vorspeise?

Vielleicht ein wenig im Glas lassen, denn zur Suppe ist kein eigener Wein vorgesehen. Bei Bedarf hätte es einen Nachservice gegeben – aber bei Suppe gibt es ja nicht wirklich Bedarf – da waren sich Gast und Gastgeberin einig. Das Basilikumcremesüppchen brachte geschmacklich schon fast einen Hauch von Sommer auf den Teller, selbstredend mit farblich passenden Einsprengseln und hauchdünnen Reiscrackern für ein wenig Crunch im Mund.

HauptgangZum Hauptgang gab’s vorweg eine Frage: das Filet medium? (nein, lieber medium rare!) und einen Wein mit Erklärungsbedarf. Matthias Schuh gehört zu den ambitionierteren Winzern der Region, der gerne auch mal experimentiert. Der Grauburgunder „Orange“ ist das Ergebnis so eines Versuchs, den gerne als Allerweltssorte angesehenen (und behandelten) Grauburgunder auszubauen wie einen Rotwein und beispielsweise auf der Maische stehen zu lassen. Das Ergebnis: die Beeren sind ja gar nicht grau, sie geben Farbe ab. Der Wein kommt also wie ein Rosé ins Glas. Und schmeckt (Holzfass?!) kräftig wie ein Rotwein. Und voilá: genau das passt zum Hauptgang mit dem Rinderfilet. Das kam wie gewünscht vom Gargrad, brachte aber dennoch reichlich Röstaromen mit. Für die Pop Art sorgen wieder die Beilagen, die den Teller zum Gemälde machten – quasi wie mit mit groben Pinselstrichen, aber statt Farbe gab es Kartoffel-Safran-Mousseline sowie Püree von Karotten und Erbse. Dass die Originalgemüse jeweils auf dem Pürree lagen, war eine tolle Idee! (Ach ja, nur um es komplett zu machen: auf dem Filet gaben Portweinzwiebeln zusätzlichen Geschmack vom Feinsten ab.)

DessertZum Grande Finale käme die Pop Art Suite an den Tisch, hatte man uns versprochen. Naja, lass sie reden, denkt man sich da als Gast – und kriegt vor Staunen große Augen, wenn der Service den Teller bringt: da sieht man das Sofa (alternativ: den Kussmund vom Wandbild) und den Hocker, erkennt den Teppich! Nur um dann in Wirklichkeit das Tellerbild genussvoll zu zerstören, nur um Vanille-Parfait, Schokoladenmousse und Honigcornflakes zu spachteln. Das hatte schon was! Lediglich die Lößnitzperle als Begleitgetränk fiel dann doch ein wenig ab: der Schuh davor war offensichtlich zu groß für diesen nicht einmal generisch sächsischen Wein. Der ebenfalls auf der Karte des Lazy Laurich gelistete Sweethart kommt übrigens auch nicht aus Sachsen, sondern ist von Oliver Zeter in der Pfalz. Nur so als Tipp…

Menü

  • Geflämmter gebeizter Hamachi | Schwarze Linsen | Aprikose | Preiselbeeren | Edamame
  • Basilikumcremesuppe | Rote Bete | gelbe Karotte | Reiscracker
  • Gebratenes Rinderfilet | Kartoffel-Safran-Mousseline | Gemüsepüree | Portweinzwiebeln
  • Living Pop Art – Vanille-Parfait | Schokoladenmousse | Himbeersauce | Honigcornflakes

Getränkebegleitung

  • Aperitif – Offset Drink: Sarti Rosa | Ingwer | Rotwein
  • Helios – Rothes Gut Meißen 0,1 l
  • Orange Grauburgunder – Weingut Schuh 0,1 l
  • Lößnitzperle Rosé – Weinhaus Hoflößnitz 0,1 l

Preise

  • 3-Gang-Menü 68,00 € | inkl. Aperitif und Getränkebegleitung 91,00 €
  • 4-Gang-Menü 76,00 € | inkl. Aperitif und Getränkebegleitung 99,00 €

Lazy Laurich
Hauptplatz 4
01796 Pirna

Tel. +49 3501 / 7709088
www.lazylaurich.de

Öffnungszeiten
Mo–So: 14–22 Uhr (Küchenschluss 21 Uhr)
Kochsternstundenmenü täglich ab 17 Uhr

[Besucht am 8. März 2024 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

 


Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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