Die feine Seite des Grünkohls

Hilton Dresden und Dresdner Presseclub küren Wolfgang Schaller zum Grünkohlkönig

Wolfgang Schaller

Da musste ein schlauer und weltoffener Mensch wie Wolfgang Schaller erst fast 85 werden, um erstmals in seinem Leben Grünkohl kennen zu lernen! Aber als Kabarettist weiß er ja, dass es nie zu spät ist für die wichtigen Dinge im Leben – und weil das so ist, ereilte den ehemaligen Herkuleskeulen-Intendanten dann auch gleich die besondere Ehre, der neue Grünkohlkönig der sächsischen Landeshauptstadt zu sein. Beim nun schon 29. Grünkohlessen im Dresdner Hilton wurde er von Hotel und dem Dresdner Presseclub inauguriert und darf – nein: muss!, da ist das Reglement streng – fortan den guten Ruf der Stadt voran treiben.

König Schaller und OB Hilbert mit LätzchenFür einen Kabarettisten ist das natürlich immer eine schöne Aufgabe, die umso leichter fällt, wenn es im wirklichen Leben eigentlich schwer ist und einem so gar nicht zum Lachen ist. Dafür wurde dann ja der Beruf des politischen Kabarettisten erfunden, und so einer ist Schaller schon immer gewesen und auch geblieben. Weswegen seine kurze Dankesrede dann auch fein zu unterscheiden wusste zwischen Seitenhieben in Richtung der demokratischen Parteien und deutlicher Distanz zur AfD: „Ich kann den Unmut vieler AfD-Wähler verstehen,“ sagte er.“Aber ich kann keine Partei wählen, an deren Spitze Nazis stehen.“ Viel Szenen-Beifall von den 150 Gästen der Veranstaltung. Und auch Zustimmung für das Statement, dass „ich in meinem Alter als Kabarettist mit meinen bescheidenen satirischen Mitteln beitragen kann und mich einmischen kann für ein weltoffenes tolerantes Zusammenleben von Menschen.“

Grünkohl-EssenDas Dresdner Grünkohlessen ist von seinem (politischen) Vorbild, dem Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten der Stadt Oldenburg, insofern weit entfernt, als dass die Oldenburger ihre politische Kontaktpflege seit 1956 in der Tat deftig ausgestalten. Es gibt – seit 1998 in Berlin, weil man da näher an der großen Politik ist – dort eben Grünkohl so, wie man es zwischen Geest und Marsch kennt: viel Grünkohl, dazu Pinkelwürste, Kochmettwürsten, Speck und Kasseler. In der Grünkohl-Diaspora Sachsen kommt das nicht gut, da war die Entscheidung von Hilton-Executive Chef Daniel Griepe wohl richtig, sich dem Thema Grünkohl auf feine kreativer Weise zu nähern. Und so war zwar in jedem Gang von den Vorspeisen über Hautgang bis zu den Desserts Grünkohl inside – aber in Geschmacksvariationen, die man mit Grünkohl nicht spontan in Verbindung bringt.

 

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