Laura Burkhardt und Sebastian Schür aus Bürgstadt am Main trinken gerne Champagner. Seit einigen Jahren müssen sie für diese Art des Genusses aber nicht mehr weit reisen: sie machen selbst Sekte, die den Vergleich mit den Vorbildern nicht scheuen müssen. Champagner-Kenner Gerhard Eichelmann konstatierte im Eichelmann Weinguide beim Debut der Sekte 2019: „Was Laura Burkhardt und Sebastian Schür da mehr oder weniger aus dem Stand auf die Flasche gebracht haben, ist mit sensationell nur sehr dürftig beschrieben.“ Und er wurde über die Jahre des Lobens nicht müde und nennt die Produkte vom Sekthaus BurkhardtSchür „wieder eine der spannendsten Sekt-Kollektionen Deutschlands“.
Da fragt man sich doch, warum man erst nach Bürgstadt in Churfranken fahren muss, um derlei gnadenlos guten Sekte mal zu probieren? Vordergründig war’s der Zufall, konkret eine Pressereise des DWI (Deutsches Wein Institut) unter dem Motto Burgunderwunder, in dem mal was anderes als Riesling im Rheingau oder Silvaner in Franken im Mittelpunkt standen. Manchmal wunderte man sich über den Einsatz der Burgundersorten (wie beim Weingut Chat Sauvage im Rheingau, Bericht folgt), manchmal eher nicht. Zur zweiten Kategorie gehörte eindeutig der Sekt vom Sekthaus BurkhardSchür – in der Champagne gibt’s ja keinen Riesling, und der Schwarzriesling heißt dort auch weniger sprachverwirrend Pinot Meunier. Diese Sorte plus Pinot Noir plus Chardonnay – das ist die Standard-Cuvée für viele Blubber aus der Champagne.
Wir trafen Laura Burkhardt im Adler Landhotel in Bürgstadt bei einem Abendessen, an dem neben ihr noch drei andere Winzer der Region das Menü begleiteten. Gegründet haben Laura und Sebastian ihr Sekthaus BurkhardtSchür im Jahr 2012. Die Entscheidung für Sekt war dabei nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern fiel auch strategisch: das Sekthaus ergänze die regionale Weinlandschaft, ohne den örtlichen Winzern Konkurrenz zu machen, sagt Laura Burkhardt. Es ist ein Sekthaus ohne eigene Weinberge, aber mit guten Beziehungen: Sebastian Schür kommt vom Kaiserstuhl – und die Familie wohnt immer noch dort und macht Wein. Mithin stand fest: der Chardonnay kommt vom Kaiserstuhl, wo er auf Lehm-Löss-Böden wächst. Der Pinot Noir wächst auf Buntsandstein in Bürgstadt beim Bio-Winzer Hench, der Pinot Meunier auf Muschelkalk im Taubertal bei einem ehemaligen Azubi – Sebastian Schür arbeitet hauptberuflich als Außenbetriebsleiter im Weingut Fürst, da lernt man den richtigen Nachwuchs kennen! Das logistisch größte Problem ist natürlich die Ernte am Kaiserstuhl – da sollte besser kein Stau auf dem Weg nach Bürgstadt sein. „Bislang ist es gut gegangen!“, weiß Laura Burkhard zu berichten…
Die von Hand gelesenen Trauben werden in Bürgstadt verarbeitet und mit einer Saftausbeute von nur 50 Prozent gepresst – ein klares Bekenntnis zur Qualität. Die Grundweine reifen in gebrauchten Barriques, durchlaufen eine spontane Gärung und einen biologischen Säureabbau. Für zwölf Monate bleiben sie auf der Vollhefe, ohne dass die Hefe aufgerührt wird, was den Weinen eine besondere Tiefe verleiht. Nach der Tirage, die Laura und Sebastian selbst in ihrem Keller in Bürgstadt durchführen, reifen die Sekte 36 Monate auf der Hefe, bevor sie degorgiert werden. Die Dosage ist minimal, oft nur zwei Gramm pro Liter, um den Charakter der Trauben und Terroirs unverfälscht in den Vordergrund zu stellen. Mit einer Jahresproduktion von nur 5.000 Flaschen bleibt das Sekthaus bewusst klein, um Qualität vor Quantität zu stellen.
Drei Sekte, drei Charaktere
Wir probierten drei Sekte aus dem Sortiment von BurkhardtSchür: die Cuvée Tradition, den reinsortigen Chardonnay als Blanc de Blanc und den reinsortigen Pinot Meunier. Spannend war, dass im Austausch mit den Kollegen der Meunier als „der beste“ bezeichnet wurde – uns am Ende des Abends aber noch nach einem Schluck von der Cuvée Tradition war…
2021 Cuvée Tradition
Die Cuvée Tradition ist das Herzstück vom Sekthaus BurkhardtSchür, eine Jahrgangscuvée aus 2021, die die klassische Rebsorten-Mischung der Champagne widerspiegelt: 75 % Pinot Meunier, 20 % Pinot Noir und 5 % Chardonnay. Drei Rebsorten, drei Terroirs – Muschelkalk aus dem Taubertal, Buntsandstein aus Bürgstadt und Lehm-Löss vom Kaiserstuhl – vereinen sich zu einem harmonischen Ganzen. Der Sekt zeigt sich frisch und lebendig, mit feiner Perlage und Noten von reifen Äpfeln, Brioche und einer mineralischen Frische, die an die Kreideböden der Champagne erinnert. Mit einer Dosage von nur zwei Gramm bleibt er straff und klar, ideal als Aperitif oder Begleiter zu leichten Speisen. Der Endverbraucherpreis liegt bei 28 Euro.
2020 Blanc de Blanc
Der reinsortige Chardonnay aus dem Jahrgang 2020 stammt ausschließlich vom Kaiserstuhl, wo die Lehm-Löss-Böden dem Wein Wärme und Fülle verleihen. Dieser Blanc de Blanc zeigt sich elegant und vielschichtig, mit Aromen von Zitrusfrüchten, weißem Pfirsich und einem Hauch von gerösteten Mandeln. Die 36monatige Hefelagerung verleiht ihm eine cremige Textur, während die minimale Dosage von zwei Gramm (technisch ist der Blanc ein Extra Brut) die Reinheit des Terroirs betont. Dieser Sekt passt hervorragend zu Meeresfrüchten oder gereiftem Käse. Der Preis beträgt 38 Euro.
2019 Pinot Meunier
Der reinsortige Pinot Meunier aus dem Jahrgang 2019 ist das Aushängeschild von BurkhardtSchür – ein Sekt, der Seltenheitswert hat, da nur wenige Winzer diese Rebsorte solo versekten. Gewachsen auf Muschelkalk im Taubertal, präsentiert er sich als Brut Nature, ohne jegliche Dosage. Das Ergebnis ist ein kraftvoller, charakterstarker Sekt mit intensiven Aromen von roten Beeren, Kräutern und einer erdigen Mineralität. Die lange Hefelagerung verleiht ihm Struktur und Tiefe, während die fehlende Dosage die reine Essenz der Traube hervorhebt. Ein Statement für Puristen! Der Preis liegt bei 52 Euro.
Sekthaus BurkhardtSchür
Raiffeisenring 1
63927 Bürgstadt am Main
T +49 9371 668 873 2
burkhardtschuer.de
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Hinweis:
Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des DWI (Deutsches Weininstitut).


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