Irgendwie ist es wie bei Asterix: Wir schreiben das Jahr 2025 n.Chr., ganz Franken ist Silvanerland. Ganz Franken? Nein! Im unbeugsamen Churfranken, wo Winzer mit Handarbeit und Hingabe auf den Terrassen der Steillagen die Reben pflegen, bieten sie dem Silvaner Paroli – mit Spätburgundern, die im Glas vollmundig begeistern, und Frühburgundern, die trotz ihrer Zicken im Weinberg wahre Genüsse im Glas sind.
„Churfranken“, fragte ein Weinfreund, „ist das Franken oder was Eigenes?“ Die Frage trifft ins Herz. Weinrechtlich gehören die 255 Hektar mit ihren Winzern zu Franken, doch geografisch liegt das Gebiet etwas abseits der Silvanerhochburgen weiter östlich. „Wir sind der vergessene Zipfel“, klagte mir ein Winzer sein Leid, doch mit einem Hoffnungsschimmer, als ich entgegnete: „Vielleicht seid ihr die Ersten in Franken – und das nicht nur, wenn man aus Frankfurt kommt!“
Erdgeschichtlich liegen die Churfranken im Trias auch ganz vorn: Vor 200 bis 250 Millionen Jahren begann die Trias mit Buntsandstein, gefolgt von Muschelkalk und Keuper. Diese Abfolge von Wüste, Meer und Flachland prägt die Region, besonders den roten Buntsandstein, auf dem besonders Spät- und Frühburgunder prächtig gedeihen.
An der vordersten Front stehen Paul und Sebastian Fürst. Mit 60 % ihrer 21 Hektar widmen sie sich den Burgundern. Ihre Grand Crus aus den Lagen Centgrafenberg, Hundsrück und Schlossberg sind legendär. Der VDP klassifiziert Hundsrück und Schlossberg ausschließlich für Spätburgunder als GROSSES GEWÄCHS, während aus dem Centgrafenberg auch Riesling als GG kommt. „Wenn die Traube gut ist, wird der Wein gut“, sagt Paul Fürst. Seine akribische Arbeit im Weinberg und seine Rolle als Vorbild für die Region sind unübersehbar.
In Großheubach trifft man auf Uli Kremer, der das Weingut seit 2023 leitet. Seine Spätburgunder vom Großheubacher Bischofsberg und der Monopollage Klostergarten machen über 20 % seines Portfolios aus, die Tendenz ist steigend. Sein Frühburgunder ist eine Hassliebe: zickig im Weinberg, aber ein Genuss im Glas. Sein 2022 Pinot Noir Reserve (25 €) wurde von 50 SOMMS als „Best of Frankenwein“ 2025 ausgezeichnet – ein Schnäppchen für Kenner, doch in Churfranken eine Ansage.
Viele Weine kosten hier unter zehn Euro, was die Winzer selbst als zu günstig empfinden. In den Steilhängen, oft ökologisch bewirtschaftet, ist die Arbeit mühsam. Doch Preise zu erhöhen, scheint undenkbar. Stattdessen verweist man auf die „Häckerwirtschaften“ – benannt nach den Häckern, den Winzern, die traditionell den Boden mit Hacken bearbeiteten. Früher fanden die Häcker in den kleinen Stuben der Winzer statt, heute sind es meist die modernen großräumigen Vinotheken und der ganze Hof, wo bis zu 200 Gäste am Tag bewirtet werden. Dort fließt der Wein in 0,25-l-Gläsern zu Preisen, die in Dresden oder Stuttgart für 0,1 l gelten.
„Die Leut’ wollen das so!“, sagen die Winzer, auch die jungen. Zwei Jungwinzer mit 1,5 Hektar Terrassen beispielsweise verkaufen ihren Premium-Spätburgunder für 16 Euro. Warum so günstig? „Wegen der Hecke!“ Auf die Idee, die besseren Weine nicht so zu verschleudern und folgerichtig bei der Hecke mit entsprechend anspruchsvollerem Essen für angemessen höhere Preise anzubieten, kommen sie nicht. Aber das ist wahrscheinlich zu unfränkisch gedacht…
Originalbeitrag für das Weinjournal der Weinfeder
Reise-Beiträge Churfranken
Ein Menü, vier Winzer – und viele Diskussionen
Ein Ort der Herzlichkeit mit bester Küche
Sekt und Wein im Biergarten. Und Hummer.
Mit fundiertem Achtelwissen den Abend genießen
Eine Reise in die Vergangenheit
Alte Rebsorten im Museumsweinberg
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