Sekt mit Essig und andere Überraschungen

Kochsternstunden 2017: Tasty Dresden

Leni Diener

Man muss gar nicht Tourist sein, um an einer Stadtführung teilzunehmen – zu entdecken gibt es auch so was. Speziell wenn es um Dinge geht, die zumindest so nicht im normalen Reiseführer stehen. Leni Diener hat sich ein eigentlich naheliegendes Leitmotiv ausgesucht: Die Wahldresdnerin und studierte Ethnologin erkundet die Stadt mit Gourmet-Stops. „In der Neustadt machte ich 2011 mein Hobby zum Beruf“, erzählt Leni Diener. „Ich mochte es immer, mich durch die Straßen einer fremden Stadt treiben zu lassen, die kleinen Läden und versteckten Winkel zu erkunden und die kreativen Köstlichkeiten in den Cafés und Restaurants auszuprobieren. Im Ethnologiestudium selbst habe ich mich mit Esskultur beschäftigt. Und so entstand die Idee, Fremden und Einheimischen in Dresden die Möglichkeit einer besonderen, einer kulinarischen Stadtführung anzubieten!“

Barbara KlingenburgIn diesem Jahr macht Leni Diener das erstmals auch im Rahmen der Kochsternstunden. Die 90-minütige Tour durch die Neustadt ist eine Kurzfassung des regulären Angebots, hat sich aber für uns dennoch gelohnt: Da geht bzw. fährt man dauernd an Läden vorbei und weiß gar nicht, was für Schätze da verborgen sind. Ach was, verborgen sind sie in Wirklichkeit ja gar nicht: sie sind käuflich. Die Tour (39 € pro Person) startete am Kugelbrunnen des Martin-Luther-Platzes und führte nach wenigen Schritten bereits in die erste Zwischenstation: das Gewürzatelier zaffaran. Hier wartete Inhaberin Barbara Klingenburg auf die kleine Truppe, die an diesem Abend mit Leni Diener unterwegs war: zuerst einmal ein Glas Sekt. Aber, wir sind schließlich in einem Gewürzladen, nicht einfach so, sondern mit Schuss. Und was kam rein? Essig! Essig? Ja, Essig! Ein Balsamico mit hauchzartem Rosenblütengeschmack. Konnte man sehr gut trinken! Im Anschluss durfte genascht werden. Gewürz-Dips unterschiedlichster Geschmacksrichtungen. Unser Favorit: Chakalaka, eine südafrikanische Gewürzmischung mit (wenn ich mich nicht verzählt habe) 24 Zutaten. Zusammen mit Crème fraîche oder Frischkäse ergibt das allerdings einen Geschmack, und zwar eben einen wirklich einmalig pikanten. Natürlich haben wir uns im Laden umgesehen, mit seinen über 200 Gewürzen, Gewürzmischungen und Salzen. Alles kann gerochen und probiert werden, man kauft also weder die sprichwörtliche Katze im Sack und schon gar nicht den viel zu scharfen Pfeffer! Dieses Zwischenziel wird sicher mal unser Hauptziel, wenn es was Besonderes sein soll.

Anja DragowskiAuf einem kurzen Spaziergang mit auch nichtkulinarischen Neustadt-Erläuterungen über Grafittis, Neubauten in Hinterhöfen, historischen Plätzen und derlei Dingen, die man so auch noch nie gehört hat, steuerten wir den zweiten Zwischenstopp an: La Dispensa, ein italienischer Lebensmittelladen. Auch hier erwartete uns die Inhaberin, Anja Dragowski. Die ist zwar keine Italienerin, aber erstens mit einem Italiener verheiratet und zweitens mit erlerntem italienischen Temperament versehen. Drittens, und das ist im Zusammenhang unseres Besuchs vielleicht der seriöseste Hinweis, brennt sie für italienische Lebensmittel, die man sonst in dieser Qualität nicht in Dresden findet. Wir sahen in der Auslage Käse aus Sardinien und freuten uns, die Käserei von Silvio Boi schon mal besucht zu haben. Wir bekamen pane Carasau von eben dem Bäcker, den wir auch in seiner Backstube in Lanusei besucht hatten – und fühlten uns irgendwie fast wie im Urlaub (den Bericht über beide Besuche kann man natürlich nachlesen). Ansonsten war das ein feiner aperitivo, den wir im La Dispensa erhielten. Mit einem Wein aus den Marken und einem aus Sardinien, mit Fenchelsalami (Sardinien) und dem Granboi, mit Parma-umwickelten Grissini, mit Mortadella (endlich mal echte Stücke!) und und uns. Hach! Herrlich! Auch hier ist klar: aus diesem Zwischenstopp wird ein Anlaufpunkt für Einkäufe.

Gut gestärkt gab’s dann noch ein wenig Neustadt-Kultur. Hier ein Stopp, dort ein Stopp. Bermuda-Dreieck, Nordbad – Anlaufpunkte gibt es ja genug. Das Ziel der kleinen Bummelei war dann das Lloyds, in dem eine fein eingedeckte Tafel schon auf die Bummelanten wartete. Der Begrüßungsdrink (Ramazotti Rosato Duo mit Tonic und Limette) war schnell serviert, und auch der Hauptgang (Französische Maispoularde im Baconmantel mit Tomaten-Zuckerschotengemüse und Kartoffelgratin) kam zügig – alles eine Frage des Timings.

Tasty Dresden

zaffaran – Gewürzatelier & Café
Martin-Luther-Straße 20
01099 Dresden

Geöffnet Di-Fr: 11-18 Uhr, Sa: 10-14 Uhr
www.zaffaran.de

La Dispensa
Rothenburger Str. 13
01099 Dresden

Kontakt
Tel. +49 351 89962629
www.ladispensa-dresden.de

Lloyd’s Café & Bar
Martin-Luther-Straße 17
01099 Dresden Neustadt

Tel. +49 351 / 501 87 74
www.lloyds-cafe-bar.de

Tasty Dresden
Leni Diener

Mobil +49 172 / 7989316
Tel. +49 351 / 326 995 27
www.tasty-dresden.de

Termine des Kochsternstunden-Rundgangs:
Mi, 8.3. / Fr, 24.3. / Do, 30.3. / Fr, 31.3. / Fr, 7.4.
Bitte vorbestellen. Auf Wunsch ist die Tour auch für Vegetarier machbar – dies muss aber zuvor extra angesagt werden.

Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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  1. Marcus Schubert:Kleine Weinlektion für kulinarische Stadtwanderer | STIPvisiten

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