An diesem Samstag war alles anders. Wir waren ausnahmsweise nicht anonym zum Testen gegangen, sondern so richtig mit Anmeldung, mehr noch: Auf eigenen Wunsch Aug‘ in Aug‘ mit dem Küchenchef! War aber nicht schlimm, denn erstens hat’s die Küche nur ein bissel nervös gemacht und zweitens gilt: Entweder sie können’s oder sie können’s nicht – und erkannt worden wären wir eh, auch ohne vorheriges Outing.
Wir waren im Stresa, einem Restaurant im Dresdner Stadtteil Striesen. Das hat erst im Februar eröffnet, erfreut sich aber schon regen Zuspruchs – nicht selbstverständlich in Striesen, das ja an (auch sehr guten) Restaurants nicht arm ist. Unser Tisch steht nicht im eigentlichen Gastraum, sondern um die Ecke direkt vor der offenen Küche. Man kann also Küchenchef Georg Bauch und seinem Team zuschauen (und ist als Laie begeistert, in welcher Ruhe da gewerkelt wird).
Wir ließen es uns gut gehen und stellten aus der Karte zwei 4-Gang-Menüs zusammen – da die Karte schön übersichtlich ist, hatten wir damit fast alles abgedeckt. Unser überaus netter Service, den (also eigentlich ja: die) wir schon mal an anderer Stelle sehr genossen hatten, versprach uns: die Gänge würden in der Größe angepasst. Wir hatten gehofft: verkleinert – aber am Ende des Abends waren wir dann nudeldicke Stopfmagenträger und fragten uns, wie wohl die normalen Portionen aussehen mögen, wenn dies die kleineren waren?
Nun gut, man hätte ja nicht alles aufessen müssen. Aber wer lässt denn was liegen, wenn es so gut schmeckt? Wir nicht. Aber der Reihe nach: Nach dem (etwas schlichten: kein Brot, kein Öl oder so) Gruß aus der Küche startete die Küche durch mit einem sehr frischen und schmackhaften Frühlingssalat auf mariniertem Spargel mit Minz-Nusspesto (8,50 €). Der Spargel noch etwas jung und lütt, aber was für ein Dressing! An heißen Sommertagen wäre das ein idealer leichter Hauptgang! Ähm, oder doch besser nicht alleine, denn die andere Vorspeise – Gebratene Riesengarnelen auf Mini-Ratatouille und Aioli (10,50 €) – wären doch auch eine Bereicherung des sommerlichen Mittags! Und was für eine! Innen glasig, außen feurig angebraten (wir haben’s gesehen, wie die Flammen in die Pfanne schlugen) – klasse.
Wir waren auf den Geschmack gekommen und freuten uns auf die Zwischengänge. Beide waren sehr nach unserem Geschmack, aber vor allem die Bouillabaisse mit jungem Spinat und Olivencrostini (7,50 €) hat uns umgehauen: So eine gute Fischsuppe hätten wir, ehrlich gesagt, hier nicht erwartet. Ein sehr kräftiger, würziger Sud und reichlich edler Fisch drin. In unserer inoffiziellen Hitliste Dresdner Fischsuppen momentan die Nummer eins. Der Zwischengang am anderen Ende des Tisches: Jakobsmuschel & Chorizo auf Spargelrisotto mit geschmortem Salatherz (12,50 €). Gute Kombination, schön bissfestes Risotto (und eine auf unserem nach oben immer offenen Jakobsmuschelgelüst etwas zu kleine Muschel, was dem perfekten Gargrad aber keinen Abbruch tat).
Die Killergerichte kamen mit dem Hauptgang: Das Lausitzer Kalbsrückensteak mit Avocadokruste, dazu gratinierter Spargel und Johannisbeer–Kartoffelpüree (20,50 €) hatten wir am Pass fotografiert und für riesig befunden. Riesig, was die Portion anbelangt. Fernfahrerportion! Riesig aber auch in puncto Geschmack und Garpunkt: Prima das Fleisch, eine echte Überraschung das Kartoffelpürree mit den Johannisbeeren (fruchtig, schöne dezente Säure).
Ein schöner Gang, aber nichts gegen die 72 Stunden geschmorte Hühnerschenkel vom Chursdorfer Gutshof mit Paprika-Kartoffelgemüse (Geschmort mit Weinen vom Gut Jan Ulrich; 16,50 €). Die waren, wie uns ein anderer Gast des Abends attestierte, der uns kurz vorm Nachhausegehen zufällig entdeckte und – weil wir uns kannten – gleich mal naschte, einfach sensationell. Niedertemperaturgegartes mögen wir eh gern, und das faktisch auch 80 statt 72 Stunden gegarte Hühnerbein war zart wie Butter. Und saftig. Und mit lecker Sauce nappiert. Das einzig störende Element war die Cocktailtomate, die (bzw. natürlich immer eine ihrer Brüder und Schwestern) zu jedem Gang gereicht wurde (außer zum Dessert…)
Drei Desserts stehen auf der Karte, von allen dreien durften wir naschen und fanden, dass die Sächsische Käsevariation mit Weintrauben und Feigensenf (9,50 €) am unaufregendsten war. So schön es ist, dass Georg Bauch – der im Stresa als selbstständiger Küchenchef engagiert ist – Regionales bevorzugt und zu den Erzeugern der Umgebung fährt, um dort einzukaufen: Der Lausitzer Käse hat uns nicht überzeugt. Aber die süßen Sachen Marmoriertes Schokoladenmousse (alleine bestellt mit marinierten Erdbeeren für 8,50 €) und Creme Brûlée mit Zitronen-Minzsorbet (7,50 €) rissen’s raus…
Ach ja, zu trinken gab’s natürlich auch: Unsere Lieblingsbedienung hatte angeboten, passende Weine zu den Gängen herauszusuchen – darauf einzugehen war schon deswegen eine gute Idee, weil man auf derlei Art auch Neues kennenlernt und nett ins Gespräch kommt. Vom ausgezeichneten Grüner Veltiner Aschbach Weingut Herbert Studeny über die Weißweinentdeckung des Abends, einem frischen ¡OJO! Verdejo Rueda DO von Monte Blanco. Zum Hauptgang gab’s eine Cabernet Sauvignon-Vranec-Merlot-Cuvee GOMILA „Delightful“ der slowenischen Winzer Puklavec. Handverlesener Wein mit intensiver dunkelroter Farbe und Aromen von Schokolade, Vanille, rotem Pfeffer…
(Die Preise hinter den Gerichten sind die der Karte, wir zahlten für das 4-Gang-Menü 42 €.)
Restaurant Stresa
Augsburger Straße 85
01277 Dresden
Tel.: 0351 – 656 157 30
www.restaurant-stresa.de
Geöffnet:
Mo – Sa: 12.00 – 0.00 Uhr
So: 10.00 – 0.00 Uhr
*like*
Wiederholung geplant? 😉
Durchaus…
Aber vorher müssen wir doch noch woanders hin…