Wenn im Dezember das Feinschmecker-Heft für Januar erscheint, klebt da immer der kleinste der deutschen Weinführer drauf. Jahr für Jahr stehen da „Die 500 besten Weingüter in Deutschland“ drin – also diejenigen, die die Redaktion dafür hält (und, wie immer: nur von denen, die –nach einer Einladung, das zu tun – auch ihre Weine zur Bewertung angestellt haben). Im allgemeinen Umfeld der großen Zahlen (noch mehr Weingüter! Noch mehr Weine!) erscheint diese selbst auferlegte Einschränkung zumindest tapfer, andererseits aber auch wohltuend. Für ein Besuchs-Wochenende in einer Region sollte es auf jeden Fall reichen, denn auch in den räumlich wie von der Zahl der dort schaffenden Winzer großen Weinanbaugebieten ist man ja nicht überall gleichzeitig: das gesamte badische Anbaugebiet erstreckt sich über eine Länge von ca. 400 Kilometer, im gemütlichen Sachsen kommt die Weinstraße zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz auf 55 km – und die wesentlichen Vertreter des sächsischen Weins tummeln sich auf noch kleinerem Gebiet.
Sachsen ist mit fünf Weingütern vertreten – 5 von 500, das klingt ja schon mal ganz gut. Spannend ist natürlich nicht nur, wer dabei ist, sondern auch wer fehlt. Beim Zimmerling wundern wir uns nicht – der ist zwar gut (bis sehr gut), scheert sich aber nicht viel um Weinguides. Aber Schloss Wackerbarth ist auch nicht drin: Nicht eingeladen? Nicht hingeschickt? Egal: nicht dabei, auch wenn im real life gut. Dabei sind diese fünf: Frédéric Fourré (2,5 ★), Martin Schwarz (2 ★), Prinz zur Lippe (3 ★), Karl Friedrich Aust (2 ★) und Drei Herren (2 ★). Einzelne Weine bewertet der Feinschmecker nicht, es gibt lediglich drei unkommentierte Probiertipps bei jedem Weingut. Wie die Verkoster*innen und die Redaktion zu ihrer Sterne-Einschätzung gelangt sind, bleibt also ein Betriebsgeheimnis. Die Einschätzung der sächsischen Betriebe sind für Kenner der hiesigen Weinlandschaft daher noch schwerer nachvollziehbar als bei den Mitbewerbern. Ich hätte ganz sicher eine andere Reihenfolge der bewerteten Winzer vorgenommen –
Zu finden sind die Weingüter in größeren Gebieten am besten über den Index hinten imBändchen – ansonsten muss man sich mit den Orten im jeweiligen Anbaugebiet gut auskennen. Manchmal kann man aber auch mit Ortskenntnissen Pech haben, wenn z.B. die Winzeradresse nicht wirklich weiterhilft (Fourré ist unter Dresden gelistet, aber seine Weinberge sind in Radebeul und ausgebaut wird der Wein bei Prinz Lippe in Meißen – das Leben ist manchmal komplizierter als Eingabemasken in Datenbanken). In Sachsen mit fünf Einträgen (oder Saale-Unstrut mit nur zwei Einträgen) ist das ja egal, aber in der Pfalz oder Rheinhessen wird’s da gegebenenfalls schon komplizierter.
Eine App zum Heft gibt es nicht – aber eine Webseite mit all den Ergebnissen. Da das Heft mit den 500 besten Weingütern ja als Beilage zum Januar-Magazin des Feinschmecker erscheint, ist das ein probater Weg, auch später drauf zuzugreifen (natürlich könnte man auch das Heft mit Weinguide drauf nachbestellen – aber wer macht das schon?)
Feinschmecker Weinguide
212 Seiten, 115 x 190 mm
Redaktionsschluss Dezember 2024
Jahreszeiten-Verlag, Beilage zum Heft 1/2025 (Preis 13,90 €)
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