Deutsch-italienisch-österreichische Vielfalt

Das Restaurant 1328 schließt eine Lücke – baulich wie kulinarisch – an der Frauenkirche

1328 Restaurant & Bar

1328 waren die Leute auch schon nicht nett zueinander. Der durch einen ziemlich miesen Trick – um gewählt zu werden, simulierte er einen Sterbenden – zum Papst gewordene (spannende Lektüre) Johannes XXII. nannte seine (politischen) Gegner Marsilius von Padua und Johann von Jandun „Bestien, hervorgegangen aus den Abgründen des Satans und aus dem Schwefelpfuhl der Hölle“. Aber 1328 war auch das Jahr, in dem die Bäckerknechtbruderschaft nach einem verheerenden Stadtbrand in München ihren Versammlungsort in die Bräustube der Augustinermönche verlegte – was der heute noch existierenden Brauerei Anlass genug ist, das als Gründungsjahr zu nehmen und, beispielsweise, auf die Etiketten ihrer Bierflaschen zu drucken. Oder auch, um jetzt ein Gasthaus in Dresden so zu nennen: 1328 Restaurant & Bar.

Das 1328 füllt eine Baulücke – und die war wie ein Schlauch: lang und schmal. Eine Herausforderung für die Architekten – aber wenn man als Bauherrin eine Stiftung hat, die sich neben anderen Dingen auch den Denkmalschutz auf die Fahnen geschrieben hat, sind die Voraussetzungen natürlich schon nicht die schlechtesten: Die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung ist Mehrheitseigentümerin der Augustiner Brauerei München und hat sich zuallererst den Erhalt der Augustiner-Brauerei und den Schutz ihrer Belegschaft zur Aufgabe gemacht. Aber sie will eben auch der Gesellschaft durch gemeinnützige Aktivitäten in vielfältigen Bereichen Gutes zurückgegeben. Was offensichtlich wertiges Bauen einschließt. Und so entstand gegenüber dem Augustiner an der Frauenkirche der acht Meter schmale und rund 20 Meter tiefe Neubau, in dem auf drei Etagen (viele Treppen, aber es gibt einen Fahrstuhl!) das neue Gasthaus entstand.

1328 InterieurAnders als im Augustiner gibt’s hier aber nicht typisches Wirtshaus-Essen: Es sei ein Pilotprojekt der Stiftung, lese ich in der Speisekarte, „das die kulinarischen Traditionen von Deutschland, Österreich und Italien verbindet. In diesen Ländern ist die Stiftung aktiv, und wir möchten mit diesem Restaurant die Vielfalt der regionalen Küche und Kultur in einem einzigartigen gastronomischen Erlebnis vereinen.“ Das klingt zwar ein wenig nach Marketing-Sprech, könnte aber dennoch meinen Geschmack treffen – zumal beim Besichtigungs-Rundgang (spannend: eine innen liegende Bogengalerie mit geschwungenem Geländer und großer Fensterfront zur Hofseite, die zusammen mit den stockwerkübergreifenden 40 Riffelglasleuchten viel Licht ins Restaurant bringt) auch zwei Weinkühlschränke ein vorsichtiges Oha! entlockten. Denn natürlich gibt’s hier die Biere von Augustiner, aber eben auch wertige (und gereifte) Weine.

1328 EssenDie Karte ist nicht riesig, aber groß genug für eine eine individuelle Auswahl – und mit etwas Geschick bekommt man sogar ein dreigängiges Menü hin, dass die deutsch-italienisch-österreichische Vielfalt widerspiegelt. Also beispielsweise ein Cremiges Kalbstatar mit fermentiertem Eigelb, Senfkaviar und Vinschgauer Brot (15 €) vorweg, dann (von den Zwischengerichten, was sich als reichhaltig genug erwies) Pasta a la Limone mit Garnele (17 € – als Hauptgang 26 €) und zum Dessert Sachertorte, Marillen-Gel und Vanilleeis (14 €) oder Palatschinken, Quark und Nougateis (11 €). Das sind schon mal keine Schnäppchenpreise, aber nicht billig kann ja dennoch preiswert sein, wenn Qualität und Geschmack passen. Und da gab es am Tisch (wo ein*e jede*r was anderes hatte) schnell Einigkeit: ja doch, kann man so machen. Sehr gut sogar: das Kalbstatar zwar offensichtlich nicht mit der Hand geschnitten, aber perfekt abgeschmeckt und mit dem Senfkaviar, dem fermentierten Eigelb und den Kapern auch optisch chic präsentiert – was in Zeiten von Insta & Co. ja auch nicht ganz unwichtig ist. Die Pasta schmeckte kräftig nach der namengebenden limone, aber der eigentliche Hammer war die Garnele: groß und korrekt gegart, nussig im Geschmack – und wahrscheinlich durch die Kombi mit den frischen Nudeln winters wie sommers ein passender Gang. Wir hatten uns übrigens für einen offenen Wein entschieden und waren bei einem Weißburgunder von Dreissigacker hängen geblieben (0,2 l für 12 €).  Zum Dessert war der freundlicherweise ausgetrunken – denn da passte der Espresso besser! Wobei man beim Stichwort Dessert erwähnen sollte, dass sich das 1328 einen eigenen Patissier leistet – wir waren zu Dritt am Tisch, hatten alle drei Desserts der Karte bestellt und waren uns einig: das merkt man!

1328 – Restaurant & Bar
Rampische Straße 2
01067 Dresden

Tel. +49 351 / 49 77 66 50
1328-restaurant.com

[Besucht am 24. März 2025 | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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