Man sollte sich – trotz des (für uns) schwer auszusprechenden Namens – Mexilhoeira Grande mal ansehen, es soll da ja schön sein. Das war aber an diesem Tag nicht unser Plan: wir wollten vom Bahnhof durch die Ria de Alvor – die Lagune von Alvor – spazierwandern. Der Bahnhof liegt etwas außerhalb südlich an der Linha do Algarve – der Bahnstrecke quer durch die Algarve zwischen Lagos und Vila Real de Santo António. Von der Kleinstadt sehen wir also nur die Dächer und ein paar weiße Wände.
Der erste Teil des Weges ist unspektakulär. Wir kommen zwar an Fischzuchtbecken vorbei, sehen sie und vor allem die im Wanderführer versprochen naschsüchtigen Kormorane aber hinter Hecken nicht. Dafür erfreuen wir uns an Siesta haltenden Pferden, die der Wanderführer nicht erwähnt: so ist das mit bewegten Dingen/Tieren: mal da, mal eben nicht.Mit Freude erinnerten wir uns an die Wanderung nach Blumen und Greifvögeln, aber das ist lang her…
Nach nicht ganz drei Kilometern verlassen wir die breite Piste und wandern nun über einen Damm durch das Wattgebiet der Ria de Alvor. Ein kleines Schild signalisiert, dass zumindest dieser Teil ein Stück der via algarviana ist – nicht die grande rota und auch nicht unter den offiziellen kurzen Routen aufgeführt – aber zumindest beschildert. In Sachen Dammwandern braucht man allerdings weder eine Karte noch ein Zeichen, die Wegeführung ist eindeutig…
Das Wasser um einen herum ist mal höher und mal weniger hoch, weil der Einfluss der Gezeiten sich hier bemerkbar macht. Kormorane und Flamingos werden in diesem Gebiet auf Nahrungssuche bei Niedrigwasser schnell fündig, wobei sie sich meistens in gebührender Entfernung zum Weg aufhielten. Fotoscheue Tiere – aber sie zeigen sich wenigstens überhaupt auch den unbedarften Touris. Dabei ist in der Ria de Alvor noch viel mehr los. Das Mündungsgebiet der Flüsse Ribeira de Odiáxere und Rio Alvor ist mit seinen 1.700 Hektar zwischen Odiáxere und Alvor das drittgrößte Feuchtgebiet der Algarve. 290 Vogel-, über 500 Pflanzen-, 500 Schmetterlings- sowie 200 Käferarten und 104 verschiedene Fische leben in der Ria de Alvor (nicht selbst gezählt, aber selbst gelesen). Was wir also nicht gesehen haben, sind (kleine Auswahl) Otter, Fledermäuse, die Maurische Bachschildkröte, die Unechte Karettschildkröte oder ein Chamäleon – aber Chamäleons übersieht sieht man ja naturgemäß gerne.
Ein Stück des Weges führt nun am (linken) Ufer des Ribeira de Odiáxere entlang. Er ist hier quasi die Fortsetzung des Meeres ins Landesinnere, kurz vorm Meer vereint er sich mit dem Rio Alvor, was vor allem aus der Luft ganz großartig aussieht. Am Horizont erkennen wir die beiden Landzungen, an deren jeweiligem Ende ein kleiner Leuchtturm steht (bei der späteren Gegenwanderung auf der anderen Seite sahen wir die besser). Von unten (also wir, ohne Drohne) macht’s aber auch Spaß, weil die beiden Flüsse hier (with a little help form the ocean) schon mächtig Wasser zusammenbringen und Meeresfeeling aufkommen lassen – ist halt nur ’ne Binnenbucht. Und anders als die Drohnen haben wir dann nach oben gesehen, um das nette Wolkenspiel vor blauem Himmel zu beobachten (wer erkennt den Fisch in der Wolke?).
Der Rückweg durchs Landesinnere drohte laut Beschreibung der Tour unspektakulär zu werden. Aber: es gibt ja Mandeln auf dem Weg, die geknackt werden wollen. Und es gibt Granatäpfel, Weintrauben, Zitronen… da könnte man sich wirklich gesund ernähren. Aber wir hatten ja für den späten Nachmittag das Caniço an der Praia de Alvor vorgesehen, was auch gelang – wobei der Restaurant-Bericht vom zweiten Besuch stammt, weil wir so spontan ohne Reservierung keine Chance hatten (aber ein copo branco sowie Hamburger und Omelette in der Bar gingen problemlos). Die Schönheit des Strandes, erlebt an zwei Tagen, preisen wir hier.
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