Weißer Rauch steigt aus dem Schornstein des Hauses mitten in den Bergen von Monchique unweit des Fóia, der mit 902 Metern Höhe die höchste Erhebung der Algarve ist. Natürlich wählt man dort keinen Papst – es ist vielmehr ein untrügliches Zeichen für genau die Aktivität im Inneren, für die wir hier auf unserer Tour mit dem Jeep durch die Berge angehalten haben: da wird Schnaps gebrannt.
Antonio Maria Nunes Valerio macht aus wild wachsenden Erdbeeren harten Schnaps! Er ist einer von 42 Medronho-Produzenten allein in der Gemeinde Monchique. Legalisiert heißt: es mühen sich sicher einige mehr, diese Spezialität der Algarve herzustellen – wobei das Ambiente durchaus an die alten Zeiten erinnert, in denen das klare Feuerwasser fast nur schwarz gebrannt wurde. Aber egal: so entsteht das, was man heute in touristischen Katalogen als „ein Stück portugiesischer Kultur, tief verwurzelt in ländlichen Traditionen“ wiederfindet. Die Früchte wachsen auf Bäumen – Medronho-Baum auf portugiesisch, arbutus unedo im Biologensprech und Erdbeerbaum auf deutsch. Die Bäume wachsen wild auf nährstoffarmen Böden, insbesondere im Alentejo und in der Algarve. Die Früchte haben wir mal auf einer Wanderung genascht und ihnen das Prädikat lecker verpasst.
Die Herstellung von Medronho ist ein arbeitsintensiver Prozess. Die reifen, roten Früchte werden zwischen Dezember und Januar von Hand geerntet, wobei nur die reifsten Beeren für die beste Qualität ausgewählt werden. Anschließend erfolgt die Fermentation in großen Behältern, bei der die natürlichen Zucker über mehrere Wochen in Alkohol umgewandelt werden. Die fermentierte Masse wird dann in kleinen Brennblasen destilliert, die traditionell aus Kupfer bestehen, da dies den Geschmack verbessern soll. Das Ergebnis hat jede Menge Alkohol (40 bis 60 %) und einen kräftig-fruchtigen Geschmack. Nach einem opulentem Essen ist ein Gläschen mata bicho (Wurm-Killer) eine feine Sache…
Wir wissen es ja: Trinken bildet, saufen macht dumm! (Zitat Gerhard Retter). Also lautet die erste Empfehlung: jede(r) nur ein Glas! Und die zweite: die sozio-kulturellen Aspekte des Medronho betonen! Deswegen gibt es (in Alqueva im Alentejo) ein Medronho-Museum, deswegen gibt es (in Monchique) die Bruderschaft Confraria do Medronho Os Monchiqueiros, die sich der Förderung und Bewahrung der Traditionen rund um den Medronho widmet. Die Confraria organisiert regelmäßig verschiedene Veranstaltungen, darunter das Medronho-Festival, bei dem Besucher die Herstellung und den Genuss des Brandes kennenlernen können sowie Workshops und Verkostungen, um das Wissen über die Herstellung und die Geschichte des Medronho zu verbreiten. Und sie gibt uns lebensbejahende Weisheiten mit auf den Weg: „Unedo omnes dies“ ist nämlich Motto der Confraria do Medronho Os Monchiqueiros – was lateinisch ist und soviel bedeutet wie „Medronho jeden Tag“. Das soll aber keineswegs ein Aufruf zum Suff von Medronho sein, sondern –laut Webseite – vielmehr „eine Definition des Ziels und des Willens, seine Qualität und seine Verbreitung jederzeit zu gewährleisten und zu verteidigen“…
Mel e Medronho
António Maria Nunes Valério
Portela das Eiras
8550 346 Monchique
Tel. 282 912 710 / 963048417
.
Besucht im Rahmen der Wine & Travel Week Porto mit Post Tour Algarve
1 Trackback / Pingback