Das mit der Lage bei Restaurants ist ja bekannt. Angeblich zählt sie mehr als alles! Angeblich. Denn wenn der Michelin Sterne vergibt, ist das einen Umweg (bei zweien) oder gar eine Reise wert (bei dreien). Im Bistro Beppo will man ja gar nicht bei den Sternen mitspielen, aber ein wenig leidet das Restaurant in Vela Luka schon an der Lage. Man geht da in der Regel nicht vorbei, weil, nun ja: die Musik woanders spielt. Also müsste man entweder zufällig vorbei kommen oder gezielt hin, um dann festzustellen: es braucht keine Sterne, um wenigstens den kleinen Umweg einzuplanen. Oder auch um gezielt das Restaurant aufzusuchen.
Beppos Haus liegt am Ende der Bucht von Vela Luka – da, wo das Wasser flacher und nicht mehr ganz so malerisch türkis-blau ist. Der Blick auf die Stadt ist dennoch da – und einmal im Restaurant, braucht’s den ja auch gar nicht mehr, weil der Raum und das Essen genug Gesprächsstoff liefern. Zum Beispiel: wie passen auf der Karte Mexikanische Spezialitäten wie Fajitas, Quesadillas, Burritos und Tacos zusammen mit eher inseltypischen Gerichten wie Hähnchen oder Fisch? Beppo, der perfekt deutsch spricht und wegen der wenigen Gäste kurz vor der Saison Zeit für uns hatte, erzählt von der einfachen Lösung: er brauchte das, was die Marketing-Fuzzis (mein Wort, nicht seins!) USP nennen – die unique selling proposition, das Alleinstellungsmerkmal. Inseltypisch können ja alle mehr oder weniger gut – aber mexikanisch: das macht nur er. „80 Prozent der Gäste erntscheiden sich für eins der Gerichte von der mexikanischen Karte!“, erzählte er uns. Aber so, wie seine Augen leuchteten, als wir die Fischplatte für 2 Personen bestellten, war schon klar, wann sein Herz höher schlägt.
Die Preise bei Beppo sind angemessen bis freundlich. Die Karte habe er seit drei Jahren nicht neu drucken lassen, erfahren wir beim Fachsimpeln über Gästeströme. Die Begründung für die nicht geänderten Preise: „Es ist mein Haus, also zahle ich keine Miete. Ich bin Koch, also muss ich den nicht extra zahlen!“ Ansonsten macht er’s wie viele in Kroatien: er hat nicht nur einen Job, sondern mehrere. Also vermietet er Zimmer und verkauft (vor allem in der tourischwachen Saison) Kamine.
Entgegen unseren Gewohnheiten nahmen wir keine Vorspeise – Fischplatte mit Fisch, Kalmar, Tigergarnelen, Beilage und Salat (2 Personen, 54 €) klingt nicht nach wenig, oder? Aber Beppo mogelte ein wenig und ließ uns doch eine Vorspeise zukommen, wirklich nur ein kleiner Küchengruß – aber sehr ansprechend arrangiert. Brot mit Olivenöl, mehlierte und gebratene Sardinen, Paprika und Zucchini: chic und schmackhaft! Die von uns bestellte Flasche 2015 Cello extra brut Rosé vom Weingut Korta Katarina (75 €) hatte uns schon als Apero gefallen. Doch auch zum Fisch erwies sich der Rosé, der aus der heimischen autochthonen Sorte Plavac Mali gekeltert und in der klassichen Champagner-Methode ausgebaut wurde, als gute Wahl (wir haben das Weingut später besucht, Bericht folgt). Nichts gegen gereifte Schäumer!
Die Fischplatte hielt, was der Küchengruß versprach: optisch sehr bewusst arrangiert, mit Liebe zu den Details zubereitet. Die Dorade (und das muss man – leider – immer noch ausdrücklich erwähnen) perfekt auf dem Grill gegart und noch saftig, die Tigergarnelen von angenehmer Größe und ebenfalls auf den Punkt. Kleine Fische kannten wir schon, Kalmar sehr ordentlich und mit dem auch hier eingesetzten gekräuterten Olivenöl mit pointiertem Geschmack. Besonders erwähnenswert: die Gemüse, und unter denen der Fenchel, der in zwei Hälften einer kleinen Knolle knackig gegrillt war (auch hier wieder: Olivenöl!).
Kein Platz mehr für Desserts. Aber ein Absacker aufs Haus passte noch…
Bistro Beppo
Obala 1, Broj 1
Vela Luka
Korcula Island
20270 Kroatien
.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar