Thomas Herrlich ist ein Winzer der alten Schule. 35 Lesen hat er schon mit- und aus den Trauben Wein gemacht – Wein, den er immer noch in die Sachsenflasche füllt. Wein mit einem Herrlich-Etikett wird man lange suchen (es sei denn, man liest das Kleingedruckte): da steht nämlich Vincenz Richter drauf. Und drin ist Wein, der typisch sächsisch schmeckt – so wie der trockene Riesling Spätlese vom Kapitelberg aus dem Jahrgang 2022. Das Weingut von Thomas Herrlich/Vincenz Richter liegt an dieser Spitzenlage, die Urzelle des Bergs gehört ihm. Natürlich reden wir über diesen Wein und warum er so schmeckt wie er scheckt (Stichworte: alte Reben, Granit – und die Erfahrung des Winzers).
Aber Thomas Herrlich kann nicht nur Tradition, er probiert auch Neues. Wir hatten einen Winzer-Wermut, den es erst in einer Testproduktion gibt. Und wir sprachen über die AWC VIENNA 2023, dem weltweiten Marktführer bei der Qualitätsevaluierung für Wein – 11.376 Weine von 1.514 Produzenten aus 42 Ländern aller Kontinente stellten sich da dem internationalen Vergleich! Thomas Herrlich war da – und gewann mit seinem Orange-Wein (ein 2022 Kerner vom Meißner Kapitelberg) den ersten Platz in der Kategorie Alternative Weine. Es war das erste Mal in der Geschichte der awc vienna, dass ein Wein aus Sachsen Sieger in einer Weinkategorie wurde.
Und das waren unsere Themen:
- 01:41 „35 Brötchen hab‘ ich jetzt gebacken…
„nach 35 Jahrgängen hat man eine gewisse Ruhe…
Kinder sind in den Startlöchern (werden dieses Jahr fertig mit dem Studium)
noch Ende der 90er des vorherigen jahrhunderts gab’s ja gar nicht so viel Weinbaubetriebe in Sachsen
seine Betriebsnummer in der Rolle ist 05
Erinnerungen an die Zeit als Kind bei der Lese im Weinberg
Großvater Vincenz Anton war ein Strenger
aus jeder Beere ein Tropfen Schweiß, ein Tropfen Wein
Böttcher und Küfermeister war der Großvater. Dessen Enkel zuerst: Tischler. Aber das war ihm zu trocken
er hat dan im zweiten Berufsweg bei Inge Probocskai auf Wackerbarth Winzer/Küfer gelernt
unser Podcast beim Weingut Matyas
zwei Dinge mitgebracht: zuerst einmal einen Riesling (später dann einen Winzer-Wermut)
Wein aus der Großen Lage (aber nur, wenn man im VDP ist)
und wer legt das fest? - 11:23 wir haben die Urlage Kapitelberg!
10 ha haben sie dort
Rote Presse, Graue Presse – diese früheren Bezeichnung verschwinden: alles Kapitelberg seit 1990/92, wo man die Lagen größer gestaltet hat…
die spannende Frage: wie macht’s denn ein Neuer im VDP? (Wir haben einen Podcast von der Aufnahme-Pressekonferenz – ab 15:28 ist es das Thema) - 14:23 ich bin ein strikter Gegner der Herkunft!
Beispiel Champagne: auf der einen Seite der Straße kostet das Kilo 9 Euro, auf der anderen 2 Euro – weil es nicht mehr Champagne ist…
Menschen legen es fest – und nicht die Beere…
ich finde die Reife, die Spätlese, die amtliche Prüfung mit der Kontrolle eine bessere lösung, weil sie auf den Wein abzioelt - 17:00 der Name war immer da: Kapitelberg. Und in der traditionellen Sachsenkeule
Flasche sieht aus wie ein Kegel.
Eingeführt von Carl Pfeiffer in Sachsen – was dem Franken der Bocksbeutel, sollte die Keule dem Sachsen sein
Es gibt einen Beitrag von Frank Förster (Winzer) und Gerd Ulrich (Leiter VEG (Z) Weinbau Radebeul)
es ist duster am Ende des Tunnels für die Sachsenflasche
es kam nie zum Konsenz der Großen (Wackerbarth, Winzergenossenschaft) für EINE Flaschenform
und was sagt die Jugend?
„Ein Stück wollen wir von der Sachsenflasche noch behalten…“
wenn sie im Regal steht, ist es ein Blickfang - 22:22 ich sehe einen strohgelben wunderschönen Wein…
ein Traum in weiß!
Dauerthema Alte Reben
handgelesen
wie alt sind „alte Reben“? Egal: die auf dem Kapitelberg über 40 Jahre
zu DDR-Zeiten gepflanzt
was diese alte Rebe alles kann! Besonders: tief wurzeln
auch in trockenen Jahren haben sie dunkelgrüne Blätter – unbewässert, wohlgemerkt
diese Riesling-Reben: ich rode sie nicht!
bei den Kapitelberg-Reben Riesling stimmt alles!
satte Frucht im Wein
ne gewisse Salzigkeit – der Herr Gräfe leckt sich mal wieder die Lippen
sächsischer Boden: das ist Granit!
warum geht man hier in der Region so wenig auf dieses Alleinstellungsmerkmal ein?
hey, das ist Sachsen, da geben wir unserem Wein Charakter!
das muss man mit niedrigem Ertrag herausarbeiten
beim Granti erreicht man die Mineralität besser, wenn die Wurzeln in den Granit hineingehen
in 12m Tiefe: feinste Wurzen, die zwischen den Fingern wie Staub zerfallen. Über diese Kapillare kommen Wasser und Minerale in die Beere!
von den 35 Jahren habe ich 25 Jahre gebraucht, die Firma auf ein festes Fundament zu stellen.
ich habe die Nuancen dieser 35 Jahrgänge in mir gespeichert – aber eine Generation ist da wenig! Das haben die großen Weingüter im Westen uns voraus
ich würde gerne 30 Jahre länger das tun – aber realistischer ist: das Wissen weiter geben
unbedingtes Qualitätsbewusstsein gab es (im Weinbau) in der DDR nicht. Es hat bei null angefangen und sich stetig verbessert
Luft lassen – Lust lassen - 31:06 Tradition von 800 Jahren Weinbau? Da war eine große Lücke, es sind 35 Jahre erst…
wir werden immer filigraner
welche Mühe habe ich gebraucht, um diese 40 Jahre alten Reben zu verstehen? Mittlerweile verstehe ich sie…
und dann? Er hat (noch) keine Amphore, hat (noch) nicht im Holzfass vergoren
das sind Optionen, die ich mir offen lasse
Meine Aufgabe: ein Produkt zu erzeugen, das sauber, fruchtig, der Rebsorte entsprechend schmeckt.
die Aufgabe der nächsten Genereation wird sein dort differenziert zu argumentieren. Das schaffen die!
was dazu essen oder nur so? Anspruchsvoller Tisch-So-Trinkwein
ich sehe ihn eher als Solitär
Bewässerung? was bringt sie – muss man ausprobieren!
die Mineralität kann ich schmecken – aber die Frage ist: wer wird es zukünftig noch schmecken wollen?
sie haben das Thema „wenig Alkohol“ aufgenommen und einen Kabinett gemacht
Kabinett light (Haben Sie einen Light-Wein?)
es gibt den mit 9% Alc und 26 g Restzucker
das ist großer Aufwand im Keller, technisch sehr schwierig
aber: es funktioniert im Verkauf
mein Winzerherz wäre nie auf einen 9%alc-26g RZ-Wein gekommen! Aber der Markt…
die Chance beim Generationswechsel – insbesondere beim Wein – besteht darin, Dinge auch anders zu machen - 42:29 im Glas riecht es jetzt wie ein Wermut
und es IST ein Wermut!
man muss sich erneuern
RoWeWo (sein Schwiegervater Robert Weber)
ein Wermut aus Dresden, 1973 enteignet
neues Gebiet, äußerst kompliziert, vier-sechs Wochen probiert
Spoiler: geht nur mit einem neutralen Wein, nicht mit z.B. Traminer
so wird’s gemacht…
was hilft: er hat eine eigene Distillerie
warum ist es eigentlich verschwunden? Jetzt ploppt es wieder auf…
das ist jetzt erst mal der Prototyp
er darf nicht Meißner Wermut heißen: Weinlagen und geographische Bezeichnungen sind auf dem Etikett verboten
der Wein ist ein neutraler Riesling - 51:00 die Austria Wine Challenge
…und dann macht die Jugend ja diesen Orange
du kennst es – da machst es ooch mal…
14 Tage auf der Maische – ein Kerner (die andere Partie war eine traditionelle Spätlese)
beim Pressen des Orange war meine Kindheit wieder da!
den Orange in Wien mit angestellt – Kategorie 41: Nature wine, Orange etc
die drei Nominierten sind auch Ausschenker – da waren sie schon mal dabei
die VA ist im mondänen Wiener Rathaussaal
„Ja Vater, du musst dann hier vor!“ sagte der Sohn… – sie hatten Platz 1 in der Kategorie
welcher Preis hat den dann der Siegerwein?
600 Flaschen gab es – alle ausverkauft (für 60 Euro/Flasche)
Sektkompetenz ist auch da…
er hat einen Zollkeller
er hat noch 800 Flaschen Riesling auf der Hefe liegen – und etwas Schieler-Sekt - 57:24 die Webseite des Weinguts: eine der besten!
Expertisen zu Weinen – viele Jahrgänge zurück
es ist nicht Arbeit, es ist Hobby!
er programmiert die Seite selbst und greift auf eh vorhandene Daten in der Datenbank zurück
es ist ein Spaß – aber einer aus dem man Nutzen ziehen kann
Klimadaten
um welche Uhrzeit war das Maximum der Bodentemperatur in 20 Tiefe?
Auflösung im Podcast!
es gibt eine Temperatur, ab der gibt es keine Assimilation mehr
auch die Oechsle, die durch Assimilation gebildet werden, haben einen Oberwert – was darüber ist, koimmt durch Verdunstung
die Vinothek mit Blick
Nach dem Podcast entstand noch ein Beitrag für die Sächsische Zeitung [alle Folgen der Kolumne dort]
Weingut Vincenz Richter
Kapitelholzsteig 1
01662 Meißen
Tel. +49 3521 731606
vincenz-richter.de/weingut
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Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
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