Knusper, Kribbel und Kultur

Strand- und Stadtbummel Ferragudo mit ausführlicher Austernpause im Club Nau

Küstenwanderung mit Austernpause

Natürlich kann man mit dem Auto vorfahren – kostenlose Parkplätze an spannenden und/oder schönen Orten sind an der Algarve ja eher die Regel als die Ausnahme. Man kann aber, von Ferragudo kommend, auch einen kleinen Strandspaziergang unternehmen, um zwar nicht erschöpft, aber doch glücklich Platz zu nehmen im Club Nau an der Praia Grande de Ferragudo. Das ist der zweite Strand auf dem Weg dahin, der erste (stadtnähere) ist die Praia da Angrinha. Zwischen den beiden liegt das Castelo de São João do Arade, und wenn man Pech hat, bildet diese ehemalige Burg zur Überwachung der Flussmündung der Arade ein echtes Hindernis: nur bei Niedrigwasser kommt man trockenen Fußes vom einen zum anderen Strand. Die Alternative: vor der Burg hoch, vorbei am Parkplatz und dann den Weg wieder runter zum Strand nehmen.

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Club Nau

Club Nau gehört in die an der Algarve nicht kleine Kategorie der Strandrestaurants mit Anspruch. Und so konnte es passieren, dass wir – einmal auf’s rote Palettensofa im feinen Sandstrand hingeflätzt – da gar nicht wieder weg wollten. Beim Pausenwein (25 Horas Sauvignon Blanc aus Setúbal, 0,15 l 5,50 €) beschlossen wir daher, den Urlaub ruhig angehen und das Jahr gediegen ausklingen zu lassen. Schuld daran waren: die Sonne, der Ort, die Karte. Eigentlich ja: die Karten, denn wir hatten eine fürs Essen und eine für den Wein bekommen. Beim Essen blieben wir in der Japanese Corner hängen, wobei Austern mit Mignonette (Rezept!) und Forellenkaviar durchaus feine portugiesische Küche repräsentieren (6 Austern 17 €).

Gyozas Ahiru (Enten-Gyozas, knusprig mit Ponzu-Sauce und Schnittlauch, 4 Stück 7 €),  Spicy Tuna Crispy (scharfer Thunfisch-Tempura, 6 Stück 9.75 €) und EBI Sal Roll (Garnelen-Tempura in Kimuchi und Schnittlauch, 14 €) waren lässiges Fingerfood, geschmacklich fein abgestimmt mit leichter Schärfe. Beste Qualität der Zutaten (vor allem Frische) scheinen hier gewährleistet. Unsere Bedienungen waren flink & freundlich, ohne sich und uns zu hetzen. Das alles war ja nur als Snack gedacht, aber auch Snacks verlangen einen vernünfitgen Abschluss: Birnenstreusel (mit Haselnüssen und gesalzenem Karamelleis, 7 €) – wie alle Desserts hausgemacht und nicht vom Convienience-Boy geliefert – passte da trefflich.

Nicht genug loben kann man ja die Kalkulation bei den allermeisten Restaurants an der Algarve, wenn es um Weine und ihre nahen Verwandten, die Sprudler, geht. Wir blieben beim Studium der Karte also nahezu zwangsläufig beim Moyat Jaury Guilbaud Millésime Extra Brut Champagne hängen, ein Jahrgangschampagne (2015) vom Pinot Noir mit wenig Alkohol (12%) und feiner Perlage. Der tat genau das, was er tun sollte: er gefiel uns und leitete den Abschied vom Jahr 2024 schon mal versöhnlich ein (tagsdrauf beim Silvestermenü nahmen wir dann einen weiteren Anlauf, aber das ist eine andere Geschichte).

Restaurante Club Nau
Praia Grande
8401-906 Ferragudo

Tel. 282 484 414
club-nau.com

[Besucht am 30. Dezember 2024 und am 1. Januar 2025 | Unsere Restaurantbesuche an der Algarve]

am Meer

Die Fortsetzung der kleinen Strandbummelei nach ziemlich exakt drei Stunden Pause geriet wie der Teil zuvor eher kurz. Zum einen heißt der Strand hier zwar Praia Grande, aber auch der hat ein Ende am wasserumspülten Fels. Ein Loch ist in diesem Fels, aber zu hoch, um einfach durchzuspazieren. Also umkehren, was durchaus andere Blicke bietet – am anderen Ufer der recht breiten Arademündung macht sich Portimão breit. Von da aus sieht man dann logischerweise auch ganz gut das hiesige Ufer – das lohnt sich, schon wegen des Castelo.

Castelo de São João do Arade

Das sehen wir aber auch am anderen Ende der Praia Grande aus der Nähe, mit hübsch arrangiertem roten Fels (auch einer mit Löchern, aber die braucht man nicht, weil man drumherum gehen kann!) als Vordergrund. Da immer noch nicht Niedrigwasser war, hieß es für uns allerdings wieder: treppauf und entweder drumherum oder – unsere Variante – auf dem Landweg zur Altstadt von Ferragudo mit der Hauptkirche und den engen Gassen. Die Kirche (zu der es im Ferragudo-Beitrag für den 2025er Kalender schon einige Anmerkungen gibt) ist übrigens Startpunkt einer Tour entlang der Küste mit zehn Stationen – von denen eine gar nicht am Wasser liegt, sondern etwas im Inneren. Aber ohne den Hinweis auf die Tour und diesen Ort hätten wir was verpasst: das Weingut Monte dos Salicos war uns einen eigenen Besuch wert (Bericht folgt)!

Arade

Vor der Kirche gibt es eine kleine Grünanlage. Was mal Teil der Befestigungsanlage war, ist jetzt ein toller Balkon mit fabelhafter Panorama-Aussicht auf den Fluss Arade (den wir schon mal bis Silves hochgeschippert sind) und die gegenüber liegende Stadt Portimão. Zurück durch die Gassen geht’s dann teils über Stufen bergab (also: hügelab, denn soo hoch liegt die Kirche auch nicht) ans Wasser. Der Mix zwischen Tourismus mit Lokalen und Uferpromenade einerseits sowie immer noch vorhandenen Fischern und ihrem Tagwerk (Netze flicken, Taue sortieren) hat Charme.

Kunst und Kacheln

Planloses Schlendern ist zu empfehlen – man entdeckt am Wasser oder in den Gassen immer wieder Details, und wenn dann gute alte Bekannte wie die Hommage an den Fischer auftauchen, zeigen sie sich ja vielleicht im besseren Licht als beim Besuch zuvor. Auf diese Art gab’s ein Wiedersehen mit der Hauptkirche (natürlich) und den Denkmälern für die Fischer, aber auch Neues wie Azulejos (teils vor Restaurants, teils von der Stadt beauftragte). Und natürlich immer wieder das ganz normale Leben in ganz unspektakulären Gassen…

Gassen

[Mehr Wanderungen an der Algarve-Küste] .

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