Reinhard und Christine Golter vom Weingut Golter sind in der 139. Folge von „Auf ein Glas“ bei uns zu Gast. Das Weingut aus Ilsfeld („zentral zwischen Heilbronn und Stuttgart gelegen“) bewirtschaftet 20 Hektar Rebfläche. Reinhard und Christina sind zur Hausmesse nach Dresden gekommen: zwei Tage nahmen sie sich im Gewölbekeller des Café Friedrichstadt Zeit, um mit Kunden ins Gespräch zu kommen – die meisten davon Stammkunden, von denen einige im Laufe der Jahre zu Freunden wurden. Das Angebot der Golters ist groß – auch bei der Hausmesse: die Reihe der Flaschen ist lang. Das Sortiment umfasst klassische schwäbische Rebsorten wie Riesling, Lemberger und Trollinger, aber auch Merlot, Syrah und Pinotage. Sohn Christoph ist schon mit im Betrieb und hat seine eigene Weinlinie: die Hausbergweine – spontan vergorene, unfiltrierte Weine mit langer Hefelagerung.
Während des Podcasts probierten wir einen PetNat und zwei Sekte. Der PetNat (eine idee von Christoph, ihn zu machen) ist aus der Muscaris gemacht, mit wilden Hefen vergoren und vier Wochen auf der Flasche gereift. Die Sekte liegen zwei bis fünf Jahre auf der Feinhefe, um komplexe Aromen zu entwickeln. Zwischen den Sektproben gab’s viel zu besprechen. Etwas ausfühlicher widmeten wir uns der Thematik Publikumsgeschmack vs. Winzergeschmack. Reinhard Golter liebt trockene Weine – vor allem Rieslinge mit knackiger Säure sind für ihn der pure Genuss! Aber das sei nicht immer das, was die Kunden wollen: die Golters sind viel unterwegs, bei Messen wie der in Dresden oder München, Hamburg, Köln…) treffen sie ihre Kunden und merken schnell, was wirklich ankommt. Viele Kunden sagen zwar „trocken, bitte!“, aber beim feinherben Riesling mit 12–14 Gramm Restzucker leuchten die Augen. Also produzieren die Golters vor allem für den Geschmack der Kundschaft.
Und hier der rote Faden durchs Gespräch
- 00:38 zu Gast im Gewölbekeller in DD Friedrichstadt
Reinhard und Christine Golter aus Württemberg
aus Ilsfeld
Arbeitsbeginn! - 01:47 im Glas: ein PetNat
dieser ist wirklich trüb
zum PetNat
aus der Muscaris – ein PiWi
bewusst nicht fertig reifen gelassen…
bei 80 Oechsle andere Aromastruktur
fertig nach vier Wochen, aber sie lassen ihn reifen
die Hefe gibt dem Produkt unheimlich viel zurück
auch unsere Sekte lagern wir zwischen 2 und 5 Jahren auf der Hefe!
der ist jetzt geschüttelt – er selbst mag den PetNat klar lieber
meine Frau macht’s anders rum: jeder wie er’s mag!
die Idee zum PetNat hatte Sohn Christoph
in den größeren Städten haben sie damit mehr Erfolg als auf dem Land - 06:30 Ilsfeld liegt zentral zwischen Heilbronn und Stuttgart
im schwäbischen Unterland!
das Heilbronner Becken, wo alles ein bisschen reifer wird
klimatisch bevorzugt
wir sind die erste reine Winzergeneration
Weinbau geht zurück bis ins 16. Jahrhundert – aber da waren es Mischbetriebe
ausgesiedelt in den Klee (zwischen Ilsfeld und Schotzach)
1983 mit der Selbstvermarktung bei Null angefangen
Vermarktung vorher? Fassweise an die Restaurants in Heilbronn oder Stuttgart!
Phase 2: Händler kaufte den süßen Traubenmost und baute den aus
als der Händler aufhörte, fingen sie an, alles selbst zu machen
„als wir den ersten Wein abgefüllt hatten, hatten wir noch keinen einzigen Kunden!“
angefangen mit 3,5 ha
wir haben schnell regional und in München Kunden gefunden
mit 34 Holzkästchen hat’s angefangen in Müpnchen
und seitdem geht es ständig bergauf
Hausmesse in Dresden
wieso ausgerechnet Dresden?
sie waren vor 20 Jahren auf der Culinaria und Vinum
ein Riesenandrang von den Dresdnern auf unsere Weine!
Dresdner sind sehr weinaffin
es tut uns als Winzerpaar auch gut, so wertgeschätzt zu werden
da sind auch Freundschaften entstanden (und so gute Freunde, dass sie die beiden Tage auf der Hausmesse helfen…)
das ist SO in ganz Deutschland nicht unbedingt üblich
wir sind in Aachen, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Hannover, München…
aus den 3,5 ha wurden mehr – derzeit 20 ha (und sind damit sehr glücklich)
zum Sohn Christoph - 17:06 das Portfolio
viele Weine – reichlich Riesling, gerne auch nicht trocken ausgebaut
der Publikumsgeschmack war schon immer so „feinherb“
das normale schwäbische Weingut verkauft 70%-80% im Ländle und den Rest in D – sie sind genau umgekehrt aufgestellt
wir haben bei den Präsentationen gemerkt, wo der Kunde gerne unterwegs ist
ein Riesling mit trockenem Charakter kommt oft besser an (und ist dann meist feinherb)…
ich, Reinhard Golter, bin ein extrem-trocken-Trinker
ich produziere die Weine, die dem Kunden schmecken
es gibt regionale Unterschiede
Hamburg & München & Dresden trocken (außer dem Kerner, der gerne feinherb!) – aber Rheinland lieber lieblich
zum Rebsortenspiegel
auf den Tischen stehen über 60 Produkte („das sind viel zu viel“)…
Riesling, Kerner, Müller-Thurgau, Weiß- und Grauburgunder
und dazu jetzt Sauvignon Blanc, Calardis Blanc, Gelber Muskateller
Riesling auf 20% der Gesamtrebfläche
im roten Bereich Lemberger (am meisten), Trollinger
Trollinger ist rückläufig, weil er mit dem Klima nicht klar kommt (braucht mehr Wasser als die anderen)
Schwarzriesling ist rückläufig, Samtrot ist wichtig (auch für Blanc de Noir), dito Spätburgunder
neu kommen Merlot, Pinotage, Syrah, Cabernet Franc
Schwarzriesling geht in die Literflasche (die schwäbische Maßeinheit)
ein Wein im gehobenen feinherben Bereich
das Alkoholmanagement - 28:21 im Glas: Blanc de Noir brut (aus Spätburgunder)
der Trollinger erklärt…
der feinherbe Trollinger wird maischeerwärmt
beim trockenen ist es Maischegärung
fast 100 Barrique-Fässer im Betrieb, einige 500-Liter-Fässer
Holz wird immer wichtiger – ab Lemberger aufwärts
Klassifizierung in Guts-, Orts- Lagenweine und – neu, vom Sohn: die Hausbergweine
Ertragsreduzierung bei Lagenweinen
das sind auch Weine, die 10-15 Jahre liegen können
warum Hausbergwein?
Berge sind für Christoph Natur & Freiheit – deswegen Hausbergwein
Hausbergweine haben eigener Stilistik
alle spontan vergoren
Lesegut aus Lagenweinbereich
nach dem Angären kommen sie ins große Holzfass
…manchmal gären sie bis Juni/Juli
wir filtrieren die extrem guten Weine nicht mehr!
die junge Winzergeneration tauscht sich aus, haben tolles Netzwerk
sie teilen ihre Erfahrungen – das ist ganz toll!
es gibt keine Geheimnisse: Wissen wird ausgetauscht - 38:08 zum Blanc de Noir!
wir machen den Sekt selber
ein Eiskeller einer Brauerei war das früher
der hier ist vier Jahre alt
beim Riesling fünf Jahre gewartet
wir produzieren ja kein Massenprodukt
die Preisstruktur:
Literflaschen 6,90 EU – Hausbergweine bei 14 EU – Lagenweine bei 27 EU
gibt’s Steillagen?
es gibt viele kleine Parzellen (das Realteilung-Prinzip wirkt nach), weit verteilt
wir würden schon gerne etwas mehr nehmen, aber…
wir müssen uns dem Markt stellen - 46:51 Riesling-Sekt, trocken
etwas Restsüße, 2016er – sechs Jahre auf der Hefe
für 13,90 im Verkauf
was unterm Strich bleibt, wird ja auch für Investitionen genommen
das neue Selbstbewusstsein der jungen Generation
Golter – Weingut im Klee
Klee 1
D-74360 Ilsfeld
Tel.: +49 (0)7062 / 97 89 40
weingut-golter.de
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Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
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