Als Kobalt Bar & Kitchen ging in diesem Jahr das Team vom Kobalt ins Rennen um die Gunst der Kochsternstunden-Genießer (m/w/d) – aber immer noch mit dem royalen Anspruch, der bislang den Clubnamen als Attribut zierte. Damit wollte man wohl deutlich machen, dass das kleine Restaurant mit der ganz kleinen Küche im insgesamt eh auch kleinen Basteischlösschen inhaltlich gar nicht so klein ist. Erstaunlich, was Küchenchef Dennis Pentzold da im Laufe eines Abends schickt: wir zählten (mit dem Küchengruß) so um die acht Gänge, perfekt serviert und mit den passenden Weinen versehen vom Finn (Nachnamen hat ja heute kaum noch jemand 😉 ). Aber das persönliche Du ist im Kobalt sowieso angesagt – macht man halt so im Club.
Der Bezug zur Bar kommt ja nicht nur im Motto des Abends vor, er wird auch gelebt: los geht’s unten direkt an der Bar. Der Getränkeplan zum Menü sieht hier einen Cocktail vor, der allerdings auf Wunsch auch ausgetauscht wird – ob Sekt, Crémant oder Champagner oder in was Alkoholfreies: der Gast entscheidet. Eine komplette alkoholfreie Getränkebegleitung ist übrigens ausdrücklich vorgesehen, was ja immer eine gute Sache für all diejenigen ist, die ohne Alkohol dennoch einen schönen Abend haben wollen und nicht mit Wasser und/oder Limo allein glücklich werden. Wir haben’s allerdings nicht probiert, weil die „mit-Begleitung“ zu verlockend klang…
Zum Apero gab’s den jahreszeitlich vom Namen nur bedingt passenden Nordic Summer, aber der Mix aus Vodka, Maracuja, Orange und Grenadine wollte ja getrtunken und nicht semantisch seziert werden – und da war’s zum Ankommen dann doch ganz nett. Die Küche machte auch schon mal auf sich aufmerksam mit zwei kleinen Grüßen, einmal Flusskrebs („bisschen scharf“, erklärte uns Barkeeper Balazs beim Einsetzen) und einem ansonsten unkommentierten Pilz-Kartoffel-Schaum mit Trüffel, dem wir dann das passende „bisschen lecker“ hinzu fügten. Und von da an ging’s nicht (wie bei Hildegard Knef) bergab, sondern treppauf in die obere Etage.
Das Bild dort ist unverändert einnehmend, wie wir schon beim ersten Besuch im damals noch neuen Restaurant konstatierten: weiß–gold–blau sind die vorherrschenden Farben, Meißner Porzellan inklusive. Das mit dem Gold ziehen sie übrigens durch (wie auch mit dem Kobalt-Blau, wie im im vergangenen Jahr bei der Suppe erlebt): Wer direkt unterm Lautsprecher sitzt und nicht zu den Schweigern am Tisch gehört, könnte die Musik als zu laut empfinden, aber das ist leises Jammern auf hohem Niveau. Was uns im Dorf Dresden immer wieder fasziniert: wann immer man im Kobalt sitzt, ist schon jemand da, den man kennt. Genussfamilie nennt Clemens Lutz, der das Kobalt betreibt und die Kochsternstunden mal gegründet hat, dieses Phänomen sehr gerne.
Dennis Pentzold liebt es, geschmacks- und farbintensiv zu kochen und anzurichten. Dabei ist er offensichtlich kein Fan der Drei-Komponenten-Küche – muss er ja auch nicht, denn die vielen kleinen Aromaschübe fügen sich sehr wohl zu einem ganzen Geschmackserlebnis zusammen. Wer dabei genussvoll die Augen schließt, verpasst nicht viel: die farbenfrohen Teller kommen im – nennen wir es mal: gemütlichen – Kerzenlicht eh nicht wirklich zur Geltung. Da halten es die Italiener (also die in Italien) am anderen Ende der Beleuchtungsskala mit ihren grellen Lampen komplett anders…
Einen geschmacklichen Bogen über den ganzen Abend zu spannen, ist ja nicht leicht – hat aber über alle acht Gänge geklappt. Ganz ohne negative Ausschläge, aber mit regelmäßigen Ausreißern nach oben, die wir auch bei unspektakulär klingenden Gängen notierten wie der Vorspeise mit dem Schafskäse. Der Schafskäse präsentierte sich natürlich nicht in seiner bekannt-krümeligen Form, sondern als eine Créme und lag auf einem Carpaccio von fermentierten Weintraube (nein, das war noch kein Wein!). Frittierte Karpern sorgten für den nötigen Knack und Weintraubengel unterstützte die leichte Säure. Was scharfer Honig machte, dürfte klar sein – wenn auch unerwartet, so kennt man seinen Honig ja nicht. Ein Wildkräuteröl und kleine Kräuterblättchen komplettierten den Teller, den wir gerne nochmal als Dessert genommen hätten. Auch mit dem hausgemachten Knäckebrot, was es dazu gab und das einen Sonderpreis verdient hätte. Das war nicht etwa leckerhaft, das war gefährlich lecker…
Die kulinarische Reise ging weiter, weg von den Weinbergen mit Schafsbeweidung über einen Wald (mit Rehschinken und allerlei Rauch am Tisch und einer Pilzsuppe) ans Meer. Dort wartete ein weiterer Höhepunkt: die Königskrabbe. Imposant von der Größe (auch noch auf dem Teller!), würzig-nussig und leicht süßlich vom Geschmack: das gibt’s (wer die Einkaufspreise kennt: aus Gründen) viel zu selten, aber es lohnt sich doch! Die Begleitung auf dem Teller waren Salzzitrone (gibt’s auch viel zu selten, obwohl nicht teuer und prinzipiell auch nicht sooo schwer zu machen) und Grünkohl. Da muss man erst mal drauf kommen, aber: das passte! Wie natürlich auch der Champagner dazu. Wenn schon, denn schon…
Zum Wildhasen (auch so eine Zutat, die es nicht alle Tage gibt, und schon gar nicht optisch wie geschmacklich in Topp-Form) genossen wir vom Weingut Prunotto einen zwar noch nicht gereiften, aber immerhin auch nicht ganz jungen Barbera Bansella Nizza (2021er Jahrgang). Den hatte uns Finn in die fabelhaften Gläser der Vision-Serie von Zieher eingeschenkt, aus denen die Weine ja nicht nur immer einen Tacken präziser schmecken, sondern bei denen man als Fotograf ja gar nicht umhin kommt, die Reflexe zu inszenieren. Zum Dessert gibt’s an dieser Stelle leider nicht viel zu sagen – wir waren nämlich umgezogen an den Nebentisch, um mit den Bekannten zu schwatzen und spachtelten den Abschluss angeregt schwatzend und so gar nicht nachdenkend in uns hinein (muss aber gut gewesen sein, sonst wären die Teller ja nicht leer geworden. 😉
Menü
- geflämmter Barsch | Staudensellerie | Lavendel | Lacto Erbsen | Perlzwiebel
- Schafskäse | Weintrauben | Kapern | scharfer Honig | Wildkräuteröl
- Reh | Rauch | Moosbeeren | Süßholz
- Pilz | Thymian | Haselnuss (Suppe)
- Königskrabbe | Salz-Zitronen | Kefirwasser | Grünkohl | Alge
- Wildhase | Fenchel | Hüttenkäse | fermentierte Hafermilch | Birne
- Honig | Hagebutte | Skyr | Fichte
Weinbegleitung
- Aperitif: Nordic Summer
Vodka | Maracuja | Orange | Grenadine - Grauburgunder Goldener Schuh, Weingut Schuh
- Grüner Veltliner, Weingut Domäne Wachau
- Cabernet Sauvignon, Weingut Montes Alpha
- Chardonnay, Weingut Dreissigacker
- Champagner, Weingut Veuve Clicquot
- Barbera Bansella Nizza DOCG, Weingut Prunotto
- Riesling Beerenauslese, Weingut Pfaffmann
Preise
- 3-Gänge-Menü* 65,00 € | Weinbegleitung (Aperitif | 2 Weine 0,1 | Wasser | Espresso) zzgl. 31,00 € | alkoholfreie Getränkebegleitung zzgl. 25,00 €
- 4-Gänge-Menü* 80,00 € | Weinbegleitung (Aperitif | 3 Weine 0,1 | Wasser | Espresso) zzgl. 39,00 € | alkoholfreie Getränkebegleitung zzgl. 33,00 €
- 5-Gänge-Menü* 90,00 € | Weinbegleitung (Aperitif | 4 Weine 0,1 | Wasser | Espresso) zzgl. 47,00 € | alkoholfreie Getränkebegleitung zzgl. 41,00 €
- 6-Gänge-Menü** 100,00 € | Weinbegleitung (Aperitif | 5 Weine 0,1 | Wasser | Espresso) zzgl. 56,00 € | alkoholfreie Getränkebegleitung zzgl. 50,00 €
* eine Vorspeise
** zwei Vorspeisen
Kobalt – Club Royal
Basteischlösschen
Theaterplatz 3
01067 Dresden
Tel. +49 172 5205032
kobalt-club.de
.
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden
2 Trackbacks / Pingbacks