Fine Dining an der Elbe

Das Kobalt ist seit einiger Zeit nicht nur eine Bar, sondern auch ein Restaurant

Kobalt

Geplant war ein Treffen, nur so – um mal wieder zu schwatzen. Daraus wurde ein feines Abendessen, mit Zeit zum Schwatzen und Muße zum Umsehen, Ansehen und quasi zwischendurch auch zum Genießen: wir waren im Kobalt, dessen Bar seit 2019 als Hotspot-Szene-Club selbst kühle Abende an der Elbe ziemlich heiß aussehen lässt. Nun gibt es seit einiger Zeit dort auch ein Restaurant, über dessen Pläne ich mich lang vor dem Tagesbetrieb mit Tim Ebert unterhalten hatte, das Kobalt ist jetzt nicht nur der Club Royal, sondern auch bar & kitchen.

KobaltAls wir vom Theaterplatz her kommend uns dem (natürlich kobaltblau angestrahlten) Basteischlösschen näherten, fiel uns natürlich sofort der große Stern auf: Sieh mal, ein Sterne-Restaurant! Aber es leuchtet draußen farblich hübsch gelb kontrastierend nicht der von Michelin, sondern einer aus Herrenhut. Der Eingang zum Restaurant ist treppauf (der zur Bar treppab…). Der Raum ist nicht groß, es heißt ja nicht ohne Grund Basteischlösschen. Alle Tische sinc tres chic eingedeckt – vorherrschende Farben sind weiß (Tischdecken, Stoffservietten, Meißner Teller), Gold (Platztteller, Flaschenkühler) und natürlich blau (Kerzen – leider nur angezündet, wenn auch Gäste am Tisch sitzen).

WeinkühlerWir gehen aber erst runter an die Bar. Das wäre übrigens auch ein Plan, wenn man von vornherein einen ganzen Tisch für sich reserviert hat und ein Essen plant: unten gibt’s den Apero in großer Auswahl: Champagner, Crémant, mehr als ein Alibigetränk ohne Alkohol und natürlich – hey, es ist eine Bar! – Longdrinks und Cocktails. Kann man sich natürlich auch hoch bringen lassen, aber wir mögen ja Vorräume zum Ankommen und Plaudern! Zumal da ja auch ein Weinkühlschrank steht, der inspirierender ist als jede Karte.

Wie gesagt, es ergab sich dann aber, dass wir hoch gingen und uns an einen Tisch setzten – mit angezündeten Kerzen und einer Hintergrundbeleuchteter Menü-Karte. „Ist nur Papier mit Licht dahinter!“, erfuhren wir dann von Clemens Lutz, der das Cobalt betreibt. So kann man auch mit kleinen Sachen den Leuten eine Freude machen: endlich mal keine peinliche Leseschwäche… Die Karte ist (wie ja schon vor der Eröffnung angekündigt) klein, aber die Gerichte werden regelmäßig dem Markt angepasst (wenn das hier erscheint, gilt sie schon nicht mehr, weil das Kobalt dann bei den Kochsternstunden mitmachen – die Clemens Lutz ja vor Jahren erfunden hatte). Und durch geschicktes Kombineren kann bis zum 6-Gang-Menü wählen (wir hatten 4 Gänge für 72,00 € / Weinbegleitung 21,00 €).

AusternBei den Vorspeisen fanden wir Austern – und wenn es Austern gibt, müssen wir nicht lange weiter suchen (es sei denn, da stehen auch Jakobsmuscheln – dann wird es kompliziert…). Die Austern waren irische, weswegen der Frau Freundin die Bemerkung entglitt: endlich mal keine von der Algarve! Nun ja, wir können Probleme haben! Aber unter uns Austernessern: die besten sind immer die, die gleich nebenan aufgewachsen sind und kurz vorm Verzehr ins Restaurant gebracht wurden. Und zu den zweitbesten gehören mit Sicherheit die irischen, zumal wenn auch sie frisch und nussig und groß sind. Was wir gut fanden: eine Fingerbowl (kobaltblau, wie sonst?) und zwei Handtücher wurden gleich mit an den Tisch gebracht.

FischsuppeAls Zwischengang hatten wir uns einerseits für die Fischsuppe entscheiden, aus der ein Krustentier heraus lugte und die sich als angenehm kräftig entpuppte. Ein Krustentiertatar in der Suppe gab der Suppe zusätzlich zur Würze auch etwas Biss, um das mit den Texturen mal sehr salopp zu formulieren. Der andere Zwischengang waren nur leicht gepimpte Nudeln, also Pasta mit Trüffeln und Parmesanbutter. Wer mag, kann die noch mehr aufpimpen, am Nebentisch (wir durften ungeniert rüberschauen: es waren gute Bekannte) hatte man sich für die Nudeln als Hauptgang entschieden und Rinderfilet dazu genommen – ob auch zusätzlich Trüffel? So genau wollten wir nun doch nicht spinxen…

Zwei Gerichte standen im Januar unter der Rubrik Hauptgang – aber wie geschrieben: Nudeln in „darf’s ein wenig mehr sein?“ gehen ja auch. Für uns stellte sich die frage nicht, denn wenn Fasan auf der Karte steht, ist es so wie mit Austern (oder, Sie wissen ja, Jakobsmuscheln): ist gesetzt. Der Grund ist einfach (streng genommen: zweifach): ich mag ihn – und es gibt ihn nur noch selten im Angebot. Und Schwarzwurzeln sind ja auch was, was man nicht häufig bekommt (wobei da die persönlichen Erinnerungen eher nicht so gute sind).

FasanBeim dann von der immer strahlenden und erfreulich lockeren Noura im Service gebrachten Teller kreuzten sich die beiden Erinnerungslinien mit der Realität: die Schwarzwurzeln waren deutlich (kann man das steigern, so in Richtung: deutlichst?) besser als die in der Erinnerung – und dafür kam der Fasan nicht ganz heran an die Verklärung des Geschmacks aus der Jugend. Das lag vielleicht daran, dass es früher immer Wildfasan war (meist erkennbar an mindestens einer Schrotkugel pro Teller), den man als Fasan von der Form her auch noch erkennen konnte. Die beiden Kobalt-Köche Dennis Pentzold und Tim Ebert verstehen ihr Handwerk, wie man schon beim Servieren sehen konnte (und damit sind nicht die miteinander um Schönheit ringenden Türmchen von Fasan und Schwarwurzel gemeint, sondern das aufgeschnittene Teil, dem man Saftigkeit und richtigen Garpunkt bereits ansah.

Eigentlich wären wir ja nun fertig gewesen, so rein sättigungsstechnisch von der Menge. Aber es gab ja noch Dessert…

Kobalt – Club Royal
Basteischlösschen
Theaterplatz 3
01067 Dresden

Tel. +49 172 5205032
kobalt-club.de

[Besucht am 22. Januar 2024  | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung] .

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