Tolle Begleiter zu anspruchsvollem Essen

Weinhandwerk Meißen und Felsenbirne Pirna beim PopUp im Speisewerk Dresden

Tafelbild

Das Tafelbild zeigt die Elbe zwischen Pirna und Meißen. Grob markiert sind zwei Sorten von Weinbergen, laut Legende sind es einerseits die sächsischen und andererseits die vom Weinhandwerk Meißen. Die sind natürlich auch sächsisch, und es sind gar nicht einmal so wenige zwischen Freital im Südosten sowie rund um Meißen. 45 ha insgesamt, auch das steht an der Tafel – also fast ein Zehntel der gesamten Anbaufläche der Weinbauregion Sachsen (im Ertrag sind 520 ha). Die Tafel hängt in Dresden am Rande der Neustadt im Speisewerk – einer Gaststätte, die es lange Zeit mit Mittagsbetrieb gab und die, als sie sich für das Abendgeschäft reif genug fühlte, von Corona und den damit einhergehenden Regeln (die es allen Restaurants, aber vor allem denen mit Abendgeschäft, schwer machten) bös‘ ausgebremst wurde. Und während auch das Mittagsgeschäft sich nie so recht erholte, boomte die Abteilung Catering – so dass das Speisewerk an der Bautzner Straße nur noch eine Eventlocation ist (die Betreiber findet man neben dem erwähnten Catering seit einiger Zeit aber im Turmcafé in den Technischen Sammlungen).

Karsten LietzGenau diese Räume hatte sich Karsten Lietz vom Weinhandwerk Meißen ausgesucht, um dem Hauptstadtpublikum ein wenig näher zu kommen. Das Weinhandwerk ist mit seinen 45 bewirtschafteten Hektar zwar das viertgrößte Weingut in Sachsen – aber zugleich auch vergleichsweise unbekannt. Um das zu ändern, gab’s den Versuch einer Stadtstrauße – also quasi einer Straußwirtschaft in der Stadt. Modischer formuliert: es gab für eine Woche ein PopUp in den Räumen vom Speisewerk. Tagsüber als ungezwungene Weinprobe mit leichten Snacks, an zwei Abenden in der etwas anspruchsvolleren Kategorie von Weinen als Begleiter zu anspruchsvollem Essen und am letzten Abend eine Abschiedsdisco zum Wein.

Küche und ServiceMein Besuch fand am Abend mit dem Küchen- und Serviceteam der Felsenbirne in Pirna statt. Dort kocht seit 2019 Felix Mikulla sehr ambitioniert (wir waren 2020 zum Bericht dort). Auch der Guide Michelin attestiert, dass „die Gerichte schmackhaft, frisch und zudem noch preislich attraktiv“ sind. Drei Gänge aus dem aktuellen Menü fanden den Weg in die Dresdner Neustadt, das Weinhandwerk Meißen hatte dazu passende Weine ausgesucht – davon zwei aus der Gründerzeit-Linie, in der qualitativ hochwertigere Weine die rebsorten- und regionstypischen Easy-Drinking-Weine der Stammlinie ergänzen.

VorspeiseNach dem Begrüßungssekt (Riesling trocken, guter Einstieg!) begann der Abend mit einer klassischen Jakobsmuschel in Süß-Sauer mit Sellerie-Püree, gepaart mit einem Grau-Weißburgunder – ein Wein, der durch puren Zufall entstand. Ursprünglich sollte ein reiner Weißburgunder aus Barriquefässern entstehen, doch das Holzaroma war ein wenig zu viel. Also bot sich eine Cuvée mit einem Grauburgunder aus dem Stahltank an – das Ergebnis im Glas aus dem Jahr 2022 gefiel durch die cremige Textur – eine Folge von biologischem Säureabbau und langem Hefelager.

HauptgangNach der perfekt gegarten Jakobsmuschel war die Qualität des Hauptgangs nicht mehr überraschend: Zweierlei Fleisch: einmal Rinderfilet rosa gebraten und dann Schulter Sous Vide wachsweich gegart, serviert mit Spitzkohl und Pfifferlingen sowie Kartoffel-Krapfen. Eigentlich ein Gang, der in seiner Kraft und Würzigkeit nach Rotwein verlangt – aber mit dem tun sie sich schwer im Weinhandwerk. Es ist ein Weißweinweingut, mit 85 Prozent weißen Sorten im Angebot. Und aus den roten Trauben machen sie Rosé – erstens, weil Rosé bei den Kunden beliebt ist, aber dann auch ganz pragmatisch, weil guter Rotwein teurer wäre als die angepeilten Marktsegmente. „Ab 20 Euro macht es Sinn, ab 30 Euro Spaß“, schätzte Karsten Lietz das nüchtern ein. Der Rosé hatte keinen Jahrgang auf dem Etikett, denn es war eine Cuvée aus zwei Jahrgängen (2022 und 2023). Der 2022er Anteil sollte eigentlich ein Rotwein werden, scheiterte aber trotz intensiver Maischegärung, Fußstampfen und 12 Monaten Barriquelagerung an einer zu blassen Farbe. Mit Frischekick aus dem 2023er Stahltank entstand ein vielschichtiger Rosé, der in einer dunklen Rotweinflasche an den Tisch kam.

DessertZum Dessert – cremiger Milchreis mit karamellisierter weißer Schokolade, Brombeeren, Fruchtgel und Macadamia-Crunch – schmeichelte ein lieblicher Gründerzeit Riesling Kabinett: nach dem trockenen Rosé schmeckte er zunächst süß, nach dem Dessert erfrischend. Mit 9,5 Prozent Alkohol, 38 Gramm Restzucker und einer Säure von 7,2 Gramm pro Liter balanciert er Leichtigkeit und Mineralik aus – ein „himmlischer Wein“, der die Granitaromatik widerspiegelt. „Der Wein hat weniger Zucker als viele Desserts – er kontrastiert, statt zu überlagern“, erklärte Karsten Lietz.

Infos:

Weinhandwerk Meißen
Felsenbirne

[Besucht am 24. Oktober 2025 | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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