Sein Name ist Schwarz. Martin Schwarz. Er zählt zu den besten Winzern in Sachsen – das sagen viele von denen, die im Elbland leben und gerne Wein trinken, das schreiben auch die einschlägigen Weinführer. Mein Reden sowieso und schon fast immer – in einem Beitrag für die Rheinische Post Düsseldorf schrieb ich 2016 u.a.: „Sächsische Weine gehören nicht zu denen, die man außerhalb des Anbaugebiets unbedingt kennt. Das ist manchmal gut so und manchmal sehr schade. Ein Winzer, den zu kennen sich lohnt, ist Martin Schwarz. Von seinen Weinen gibt es keinen, der uns nicht schmeckt. … Martin Schwarz bewirtschaftet insgesamt 2,2 ha – fast alles Steillagen, aber die keineswegs zusammenhängend, sondern verteilt auf weit auseinander liegende Weinberge. Wirtschaftlich nicht der Brüller, aber wenn es mal irgendwo hagelt, kann das auch ein Vorteil sein – dann ist eben nicht aller Wein betroffen. 16 Jahre war Schwarz Kellermeister auf Schloss Proschwitz, dem größten privaten Weingut in den (mittlerweile ja nicht mehr ganz so arg) neuen Bundesländern. Seit 2013 macht er sein eigenes Ding – mit eigenem Keller in der Weinmanufaktur Meißen.“
Mittlerweile ist aus dem Weinbaubetrieb Martin Schwarz (2016) das VDP-Weingut Martin Schwarz geworden, mit aktuell 6 ha. Er war (auf unseren besonderen Wunsch) mit seiner Partnerin Grit Geißler ins Studio Rdbl. gekommen, um über Riesling, Chardonnay und Nebbiolo zu reden – unter anderem. Natürlich wollten wir auch wissen, woher er denn die einfachen Weine für die Basis der VDP-Pyramide nehmen werde, wo doch Schwarz-Weine alle eine beachtliche Qualität haben? So leicht ist das nämlich auch von den VDP-Statuten nicht, denn sobald da Traubenzukauf mit drin ist, darf nicht mehr VDP drauf stehen. Details besprechen wir bei einem Schluck Weiß- und Grauburgunder (um einen früheren Jahrgang davon ging’s auch beim Beitrag für die RP – übrigens für deren Rubrik „Auf ein Glas„) …
Unsere drei Weine beim Gespräch:
- 2019 Riesling Meißner Kapitelberg
- 2020 Weiß- und Grauburgunder
- Rot von Schwarz
Weiterführender Lesestoff:
- Im Oktober 2009 waren wir erstmals bei der Ernte im Kapitelberg dabei (für einen Beitrag im Magazin Augusto)
- Wir sind im Sommer 2020 mit Vertriebsleiter Philipp Henke durch den Friedstein gestiefelt
- Unser Podcast von der Aufnahme in den VDP (aufgenommen 25. August 2022)
Show Notes
- 01:03 zu Gast: Grit Geißler und Martin Schwarz
01:56 Arbeitsbeginn
wir haben einen schönen Riesling hier
ein Riesling aus dem Kapitelberg (oder aus dem Kapitalberg?)
die besten Lagen hatte der Bischof (nicht nur in Sachsen)
4:00 Das Weingut gibt es seit 2003, angefangen mit weniger als 1 ha
jetzt knappe 6 ha (vor ’nem guten Jahr war es noch die Hälfte…)
Seine Lagen: Kapitelberg in Meißen, Friedstein in Radebeul…
…und Merbitz (gehört zu Dresden) auf der anderen Elbseite
dort gibt es kalkhaltigen Boden, den Pläner (im Gegensatz zur rechten Elbseite, wo Verwitterungsgranit vorherrscht)
Was noch? Diesbar-Seußlitz fehlt noch!
steil, steinig, trocken
aber: eine sehr gute Lage, sie haben Chardonnay gepflanzt
ABC wandelt sich von „Anything But Chardonnay“ zu
Martin: Chardonnay ist Rebe mit großer Zukunft in Sachsen
Matthias wirft ein: Zukunftsreben
UVS echauffiert ich über PiWi-Fraktion und das Zukunftsreben-Framing
bei Schwarzens wird die Zukunft kommen – aber ohne PiWi: Das steht fest!
zurück zum Chardonnay!
seit 2013 haben sie ihn im Friedstein im Ertrag
der Chardonnay wird in Sachsen den Weißburgunder ablösen – langfristig gesehen
Always Beautiful Chardonnay? All buy Chardonnay? - 11:00 zur Grit!
die Geschichte vom Traktor
der Ulrich Sautter ist schuld!
Sautters Tipp: sieh zu, dass Du auch den Herrn Schwarz kennen lernst!
das war 1999…
Praktikum in Italien für ein halbes Jahr
die Geschichte vom Martin steht ja „überall“ nachzulesen…
übers Schneiden der Reben – warum ist das so wichtig?
Reb-Erziehung heißt es auch: man erzieht seine Reben…
wehe, der Stock ist nicht so gewachsen wie man es sich im Lehrbuch vorstellt (also: die meisten!)
2 MA im Außenbetrieb, „beide artfremd“
die Azubis sind ganz fit (es sind 2 Azubis)
plus der Vertriebs-Philipp 😉 - 19:30 was hat Martin bewogen, nach Sachsen zu kommen? (siehe auch hier)
Joachim Heger hatte ihm nach dem Studium den Prinz zur Lippe empfohlen – und dann ging alles sehr schnell
hingefahren, spannend gefunden, da geblieben.
es ist immer was passiert (Proschwitz ist von 16 auf zeitweise 100 ha gewachsen…)
das war eine Herausforderung, und ich habe viel gelernt dabei
zehn Jahre Weingut Schwarz parallel zum Kellermeister/technischen Betriebsleiter in Proschwitz betrieben
am Anfang durchaus als Ausgleich gedacht
Grit sagte: bevor du im Keller verkümmerst…
22:07 2003 das Weingut gegründet
Jahrgang 2002: Etiketten im Schreibmaschinen-Look, handgeklebt
wieviel Flaschen sind’s heute?
30-35.000 Flaschen auf der Schwarz-Linie
VDP: der erste VDP-Jahrgang wird 2022 sein
23:29 Frage: wo sollen denn die Guts- oder Ortsweine herkommen?
Grit: als wir angefangen haben, hatten wir die umgekehrte Pyramide: keine Basisweine und nach oben wurde es immer mehr
ein Händler aus Berlin hat „immer geschimpft“: ihr braucht einen Basiswein!
es tut mir leid: aus den Steillagen können wir keinen kleinen Wein produzieren
jetzt haben sie die Möglichkeit zuzukaufen (von 2-3 Kollegen)
daher kommen Basisweine wie der Kleine Schwarz, Rot von Schwarz…
ABER: das sind keine Gutsweine, weil Zukauf!
Gutsweine werden sein Müller-Thurgau, Rosarot und der Granit
Flächen der Hanglage: leichter zu bearbeiten, gut für Gutsweine!
wir können es abstufen, auch wenn wir natürlich die gleiche Sorgfalt verwenden
aber auch da: alles Handlese, selektiert
in Sachsen: starke Trockenheit, die zu niedrigen Erträgen führt (aber eben auch zu konzentrierten Weinen)
28:26 Kapitelberg und Friedstein sind die Großen Lagen
wir nutzen den VDP auch als Vermarkungsplattform
aber auch sehr wichtig: innerhalb des VDP Kontakte knüpfen, Austausch pflegen
wir wollen mit dem VDP Sachsen nach außen hin bekannter machen
Sachsen existiert für viele gar nicht als Weinland – das finden wir schade - 35:05 Weiß- und Grauburgunder im Glas
vorwiegend aus der Merbitzer Lage – ideale Böden für weißen Burgundersorten
eine Hanglage, aber geschützt
da auch Zukauf aus Cossebaude drin ist, wird das kein VDP-Wein, sondern ein Weinhaus-Wein…
ich habe mich entschieden Wein zu machen, weil ich leckeren Wein machen wollte
Wein ist ein business, nicht nur Leidenschaft
Hektarerträge in den Steillagen 25-35 Hektoliter
geringere Erträge und mehr Arbeitsaufwand
1.000 bis 1.500 Stunden (teils mehr) pro Hektar/Jahr
in D’dorf auf der ProWein mit anderen VDPlern aus dem Osten
überregionale Vermarktung ist die einzige Chance, Preise zu halten oder zu erhöhen - 46:22 Friedstein
Friedstein in Kürze zusammengefasst…
…und in langer Version
Karl Erivan Haub hatte das Schloss erworben – mitsamt ehemaligem Weinberg
mich hatte der Weinberg unterhalb des Schlosses interessiert!
…der völlig verwaldet war
knapp hundert Jahre lag der Berg brach
eingefallene Trockenmauerfragmente…
„Machen Sie mal!“ – das war 2004
Genehmigung kam 2008
um ein Haar wären sie in Südfrankreich gelandet, wo sie nach Rebflächen Ausschau hielten…
2009-2011 gepflanzt
gepflanzt wurden: Chardonnay, Riesling, Pinot Noir (frz. Klone) und ein paar Reihen Nebbiolo
51:12 Nebbiolo ist meine Leidenschaft!
wir kriegen ihn zur Vollreife! Mostgewicht 100 bis 106 Grad
manchmal/meistens gibt es wegen der geringen Menge Jahrgangsblends
deswegen Stöcke nachgepflanzt – damit das Fass voll wird
ich liebe Tannine und mag kraftvolle Weine! - 55:11 der Anlass, warum wir Wein machen, ist ja eher ideell
im Glas: Rot von Schwarz, eine Cuvée aus Regent und vorwiegend Spätburgunder (nicht: Pinot Noir) sowie ein wenig Dornfelder
…und trotzdem ein kühler Wein
Was geht ab (oder nicht) in den Weinbergen…
man kann viel probieren – aber wenn man einmal einen Weinberg angelegt hat, sollten erst mal einige Jahre ins Land gehen
die Langsamkeit, die dahinter steckt: man erntet nur einmal im Jahr…
wir sind ja ein Weingut in der ersten Generation, wir haben mit Nichts angefangen
mein Ziel ist: weiter machen!
wo seht ihr die Kulturlandschaft hier in zehn Jahren?
die Steillagen müssen erhalten bleiben
Flurbereinigung hat auch Arbeitsmöglichkeiten geschaffen!
in die Mauersanierung wurde schon viel Geld gesteckt…
irgendwann ist der Ostbonus vorbei
Weingut Martin Schwarz
Dresdner Straße 71
01662 Meissen
Tel. +49 163 5107408
schwarz-wein.de
Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
Zu hören ist Auf ein Glas bei
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