Schlechte Nachrichten für Influencer (m/w/d): hier geht’s um eine Ausstellung mit Fotos ganz ohne Selfies. Außerdem kann man hier Fotografien sehen, die durch und durch komponiert sind, die neben allgemeinen auch eigenen ästhetischen Regeln folgen. Es geht um Fotos, die mal nicht eben so aus der Hüfte geschossen wurden – und die uns vielleicht genau deswegen eine Menge zu erzählen haben. In #modern, der dritten Ausstellung (von insgesamt vier geplanten) anlässlich des 100jährigen Bestehens der Deutschen Fotothek kann man nun vom 26. Juli bis zum 12. Oktober 2024 im Buchmuseum der SLUB (also der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek) Werke von Lala Aufsbergs, Fritz Blocks und Karl Theodor Gremmlers sich auf Spurensuche der fotografischen Moderne in den 1930er Jahren begeben. Eröffnet wird die Schau am 25. Juli 2024 um 19 Uhr mit Swing-Musik und einer Cocktailbar (der Eintritt zur Eröffnung und in die Ausstellung ist frei).
Alle Bilder sind schwarzweiß – und es sind neben gedruckten (Zeitschriften, Bücher) vor allem Originalabzüge, die zum Innehalten anregen. Das liegt natürlich am Zeitraum, den diese Ausstellung abdeckt: es geht um die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Da waren zwar schon Grundzüge der Farbfotografie erfunden, aber Farbfilme wie heute, die man besser nicht vergisst (gell, Michael), haben erst Kodak in den USA im April 1935 und Agfa in Wolfen 1936 auf den Markt gebracht. Aber vielleicht ist das ja auch gut so, denn welche Strahlkraft diese Schwarzweiß-Bilder haben, wie viel Nuancen da drin sind – da kann man nur immer wieder staunen (und die hier gezeigten Bilder der Fotos sind, beinahe hätte ich: natürlich! geschrieben, nur ein müdes digitales Smartphone-Abbild).
Man findet ungewöhnliche Blickwinkel auf den Fotos – von oben, von unten, Details: das sind damals noch relativ neue Sachen, die aber heute immer noch ansprechen. Dass es diese Bilder gibt, scheint erst einmal verwunderlich – aber während „in der bildenden Kunst quasi über Nacht die als entartete Kunst bezeichneten Werke verschwunden sind, war das in der Fotografie ganz anders“, sagt der Leiter der Fotothek und Kurator dieser Ausstellung, Jens Bove. Irgendwie wusste man es, war dann aber doch überrascht und widmete sich eben mit dieser Ausstellung einer Fotografin und zwei Fotografen. Natürlich waren die 1930er eine schwierige Zeit, in der es für die einen gar keine und für die anderen immer noch Entfaltungsmöglichkeiten gab – wenn auch innerhalb des Systems und durchaus unterschiedlich.
Das Buchmuseum bietet sich zur Dreiteilung an – je eine Wand ist einem Fotografen/einer Fotografin gewidmet, hinzu kommen Vitrinen mit zusätzlichen Ausstellungsstücken. Die Abzüge der Fotos an den Wänden sind klein, weil original – aber die Rahmen sind durchweg groß und gönnen den Fotos Platz. Den brauchen sie aber auch, um wirken zu können, um sich entfalten zu können.
Begleitend zur Ausstellung werden Kurator:innenführungen und Veranstaltungen angeboten:
Kurator:innenführungen: 07.08. / 04.09. / 21.09. / 09.10.2024
Vortrag: Moderne Reklame und Propaganda. Fotografische Karrieren 1933-1945, ihre Vorläufer und Nachfolger
Vortrag von Rolf Sachsse, Bonn, in Kooperation mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, TU Dresden, Einführung von Mike Schmeitzner, Donnerstag, 12.09.2024, 19 Uhr, Klemperer-Saal der SLUB (Zellescher Weg 18, 01069 Dresden) und im Live-Stream auf https://www.youtube.com/user/SLUBDresden, Eintritt frei
Infos: deutschefotothek.de/100
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